SEPTEMBER
2006

 
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KUNST




Die Rembrandt-Ausstellung in Berlin


Ausstellungsprospekt Staatliche Museen zu Berlin

Rembrandt. Genie auf der Suche
Rembrandt. Der Zeichner
Rembrandt. Ein Virtuose der Druckgraphik

Kulturforum Potsdamer Platz, Berlin
noch bis zum 05.11.06


Siehe auch:
Rembrandt als Porträtmaler
"Der Mennonitenprediger Anslo und seine Frau"

 

Anlässlich des 400. Geburtstags von Rembrandt präsentiert das Berliner Kulturforum zur Zeit drei Ausstellungen, die sich dem Werk des Meisters widmen: Unter dem Titel "Rembrandt. Genie auf der Suche" stellt die Gemäldegalerie rund 70 Gemälde aus nationalen wie internationalen Beständen aus, flankiert von zwei Ausstellungen des Kupferstichkabinetts, das seinen Bestand an Zeichnungen und Radierungen zeigt.

Obwohl 70 Werke nicht wenig klingen, wirkt die Ausstellung der Gemälde ungewohnt klein: Nur zwei übersichtliche Ausstellungsräume, verteilt auf zwei Etagen, muss der Betrachter durchqueren. Dieser Umstand gibt die glückliche Gelegenheit, vor jedem einzelnen Bild stehen zu bleiben, statt aus Zeitgründen nur vorbeizuflanieren. Die Wände sind in Dunkelrot und Dunkelgrün gehalten, was an den Stellen stört, an denen das Licht die Wandfarbe aufflammen und mit dem Bild konkurrieren lässt. Meist gelingt es der Beleuchtung jedoch, die Gemälde punktgenau auszuleuchten und dabei mit einer insgesamt eher dunklen Lichtsituation der Hell-Dunkel-Malerei Rembrandts gerecht zu werden.

Dem Besucher, der keinen Audioguide erstanden hat, fällt jedoch schnell das Manko der Ausstellung auf: Außer einer kurzen Vita, die sich mehr mit der Person Rembrandts als mit seinem Werk befasst, gibt es keine Überschriften an den Wänden, keine einführenden Texte, keine Kurztexte zu den einzelnen Gemälden. Einzige Hinweise sind sparsam eingesetzte Titel-Zusätze wie "Wiederzuweisung". Über die Umstände der Aberkennung und Wiederzuweisung erfährt man nichts. Auch die Hängung führt den Besucher auf keine Piste, weil sie weitgehend chronologisch, vereinzelt thematisch (Porträts) ist, sich aber nicht etwa an bestimmten Fragestellungen orientiert. Ohne erklärende Texte bleiben auch die christlich-historischen Bildthemen dem Betrachter von heute verschlossen. Der internationale Besucher versteht noch nicht einmal die Titel: Sie werden lediglich in deutsch ausgeschildert.

Schlussendlich verliert vor allem der Ausstellungstitel "Genie auf der Suche" an Bedeutung, wenn der Betrachter den nötigen Hintergrund nicht bekommt, um eine solche Suche erkennen zu können. Bleiben nur drei Erklärungen: Entweder, die Ausstellung ist elitär, weil sie voraussetzt, dass der Museumsbesucher sich bereits tiefgreifend mit dem Schaffen Rembrandts auseinandergesetzt hat, oder sie will auf diese Weise die Verkaufszahlen von Audioguide und Katalog ankurbeln, oder aber sie verschenkt einfach ihr Potential .

Wer also weder den Audioguide gekauft hat (dessen Qualitäten hier nicht nachgeprüft wurden), noch ein ausgewiesener Rembrandt-Kenner ist, ist allein auf das visuelle Erleben zurückgeworfen. Dieses bedienen die Bilder jedoch zur Genüge und entschädigen so für manches Versäumnis. Die Ausstellung zeigt bedeutende Meisterwerke wie "Susanna im Bade", "Der Mennonitenprediger Anslo und seine Frau" oder "Moses zertrümmert die Gesetzestafeln", die jedes für sich schon einen Besuch wert sind. Wohl am schönsten sind jedoch Rembrandts wunderbare, lebendige Porträts - Porträts von sich selbst, von seinen Geliebten, von wohlhabenden Bürgern und alten Männern. Weil Porträts keinen narrativen Inhalt haben, der von der Qualität der Malweise ablenken könnte, zeigen sie das wahre Können eines Malers. Rembrandt ist ohne Zweifel ein Könner.

Daneben werden Bilder aus dem Rembrandt-Umkreis gezeigt, so wie der erst vor einigen Jahren Rembrandt aberkannte "Mann mit Goldhelm" oder eine Kopie von "Simson bedroht seinen Schwiegervater", ein Werkstattbild, das dem Original-Rembrandt gegenübergestellt wird.

Was der Gemäldeausstellung an Informationen fehlt, bietet das Kupferstichkabinett mit seiner Ausstellung hauseigener Zeichnungen: Kleine Tafeln erläutern Rembrandts Zeichenstil. Sehr interessant sind auch die Zeichnungen aus Rembrandts Umfeld. Es wird erklärt, anhand welcher Merkmale der Linienführung (Liniendicke, Schwung, etc.) sie Rembrandt ab- und einem anderen Künstler zuerkannt wurden.

Das normale Ticket gewährt den Eintritt zu den Gemälden und Zeichnungen, den Zugang zum druckgraphischen Werk gibt es gegen einen Aufpreis. Es ist in jedem Fall zu empfehlen, die Gemälde am Schluss anzuschauen, weil die Zeichnungen und Radierungen sonst im Vergleich blass zu wirken drohen. Die Karten werden mit Zeitfenster verkauft, d.h. man kann vorher ein Ticket für eine bestimmte Einlasszeit erstehen. Doch auch wenn man spontan kommt, hat man gute Chancen, ohne Anstehen in die Ausstellung zu kommen. Das Konzept scheint also aufzugehen; allerdings wurde es zur Abendzeit trotz des beschränkten Einlasses sehr voll. Längere Wartezeiten, dafür mehr Platz zum Schauen wäre hier vielleicht die bessere Alternative gewesen.

Insgesamt ist die Rembrandt-Ausstellung aber allein wegen ihrer Exponate eine spektakuläre Schau, die man auf keinen Fall verpassen sollte.

aw