OKTOBER
2004

 
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KUNST



Rembrandt, "Der Mennonitenprediger Anslo und seine Frau"

Rembrandt Harmensz. van Rijn (1606-1669)
"Der Mennonitenprediger Anslo und seine Frau"
1641
Öl auf Leinwand, 176 x 210 cm
Gemäldegalerie Berlin

siehe auch:
Rembrandt als Porträtmaler

Ist die Malerei normalerweise das Medium der Optik, so ist in Rembrandts Gemälde "Der Mennonitenprediger Anslo und seine Frau" die akustische Rede zum übergeordneten Bildgegenstand erhoben.

Da es sich um eine Auftragsarbeit des Dargestellten handelt, lassen sich die abgebildeten Personen mit dem Mennonitenprediger Anslo und seiner Frau identifizieren. Cornelis Claez. Anslo war ein reicher Amsterdamer Reeder und Tuchhändler sowie ein angesehener Prediger der Mennoniten, als guter Redner bekannt. 1641 bezog er mit seiner Familie im Zentrum von Amsterdam ein neues Haus. Das im selben Jahr entstandene Doppelbildnis mit seiner Frau Aeltje Gerritsdr. Schouten war wohl für dieses Domizil bestimmt.

Das gesprochene Wort begründet das Verhältnis der beiden Figuren, die nicht nur nebeneinandergestellt sind, sondern als Sprecher und Zuhörer in Kommunikation zueinander stehen und so dem Bild eine große Lebendigkeit verleihen. Anslo ist sprechend dargestellt: Der Mund ist geöffnet, die Gebärde seiner Hand, mit der er auf die aufgeschlagene Bibel weist, soll seiner Rede Nachdruck verleihen. Gleichzeitig markiert sie das Zentrum der Komposition und scheint in spontaner Bewegung die Bildfläche zu durchstoßen. Als Gegenpart dazu geht seine Frau ganz in der Rolle der Zuhörerin auf. Zum Zeichen ihrer Aufmerksamkeit hält sie den Kopf leicht geneigt, wendet ihr Ohr ergeben den Worten ihres Mannes zu.

Die entscheidenden Bestandteile der Szene - Buch, Gesichter und Hände - sind durch die Lichtführung betont, während die übrige Darstellung in ein monochromes Helldunkel gebettet ist. Die mangelnde Ausleuchtung der Szene lässt den Eindruck entstehen, weniger einer künstlichen Inszenierung als einem authentischen "Wohnzimmergeschehen" beizuwohnen. Zugleich setzt die Lichtkonzentration auf Gesicht und Hände einen thematischen Schwerpunkt: Sie hebt den Akt des Sprechens und Zuhörens hervor, der auf diese Weise eine anschauliche Umsetzung erfährt. Rembrandt macht das gesprochene Wort sichtbar und eröffnet so dem Betrachter neue Wege der Bilderschließung.

aw