OKTOBER
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2004
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Rembrandt als Porträtmaler |
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"Die Nachtwache", 1642, Rijksmuseum, Amsterdam |
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Rembrandt war von seiner Ausbildung her Historienmaler, doch zu öffentlicher Anerkennung und Wohlstand hat ihm die Porträtmalerei verholfen. Ihr verschrieb er sich hauptsächlich in den Jahren von 1630 bis 1645. Außer einer Vielzahl von Auftragsarbeiten schuf er etliche Selbstbildnisse und Charakterstudien, die nicht zum Verkauf bestimmt waren. Mit diesen Übungen versuchte er die psychischen Eigenheiten der Porträtierten aufzuspüren, anstatt nur die oberflächliche Physiognomie abzubilden. Rembrandts Schonungslosigkeit in der Darstellung schreckte bald die Amsterdamer Bürgersleute ab, die sich um 1640 zahlreich von Rembrandt malen ließen, und beschleunigte seine finanziellen Schwierigkeiten. Doch dank dieses Interesses für innere Zusammenhänge zeigen
die Porträts und Historienbilder Rembrandts immer zugleich den
Menschen und sein Wesen, statt eine bloße Begebenheit zu illustrieren.
Mit dem "Doppelporträt des Schiffbauers Jan Rijcksen und
seiner Frau" - eine Frau bring ihrem Mann einen Brief - gelang
Rembrandt erstmals eine besonders lebendige Darstellung durch aufeinander
bezogenes Handeln. Der Ursprung gemalter Doppelporträts geht bis ins frühe 16. Jahrhundert zurück. So bemüht sich bereits ein 1541 entstandenes Doppelporträt aus Amsterdam, das möglicherweise Dirck Jacobsz. zuzuschreiben ist, zwei Menschen durch Pose und Gestik in Relation zueinander und zu ihrer Umgebung treten zu lassen. Bei Rembrandts Gemälde "Der Mennonitenprediger Anslo und seine Frau" ist dieser Typ Eheporträt kombiniert mit einem Gelehrtenporträt, welches eine weiterreichende Aussage über das Verhältnis von Wort und Bild birgt. Erfahrungen in der Erstellung von Gruppenbildnissen sammelte Rembrandt 1632 mit der "Anatomiestunde des Dr. Tulp". Seine größte Leistung auf diesem Gebiet ist aber wohl "Die Nachtwache" von 1642. Dieses vielleicht berühmteste Werk Rembrandts genoss nicht gerade die uneingeschränkte Begeisterung seiner Auftraggeber, den Mitgliedern der Bürgerkompanie des Hauptmanns Frans Banningh Cocq. Statt den konventionellen Vorstellungen seiner Zeitgenossen zu dienen, die sich in Würde und Ruhm repräsentiert sehen wollten, setzte Rembrandt die meisten Personen entweder halb verdeckt oder im Hintergrund überschattet ins Bild; zudem hatte er zahlreiche Statisten zur reinen Illustration der Szene hinzugefügt. Dadurch wollte er die beziehungslose Reihung der Figuren auf üblichen Gemälden umgehen und das Gruppenbildnis wie ein szenisches, vom Inhalt getragenes Historiengemälde gestalten, in dem die Dargestellten zu Trägern einer verbindenden Handlung aufsteigen. Indem er gebräuchliche Kompositionsschemata durchbrach und eine lebendige Psychologisierung der Dargestellten schuf, trug Rembrandt zur Erneuerung des Genres der Porträtmalerei bei. aw |