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Die Entstehungsgeschichte von "Misfits - Nicht gesellschaftsfähig"
Serge Toubiana / Arthur Miller
"The Misfits - Nicht gesellschaftsfähig"
G. Kehayoff, 2000
 

Chronik des Verfalls

1960 wurden neun Fotografen der renommierten Fotoagentur Magnum engagiert, die Entstehungsgeschichte des Films �Misfits � nicht gesellschaftsf�hig� zu dokumentieren. Eve Arnold, Cornell Capa, Henri Cartier-Bresson, Bruce Davidson, Elliot Erwitt, Ernst Haas, Erich Hartmann, Inge Morath und Dennis Stock begleiteten die Dreharbeiten in der W�ste Nevadas. Dabei entstanden nicht die �blichen Filmstills, sondern eine Chronik des Verfalls. Der franz�sische Filmkritiker Serge Toubiana hat eine Auswahl der Fotos mit Arthur Millers Hilfe zusammengestellt und kommentiert. Die Bilder werden durch Anekdoten aus der Entstehungszeit und Analysen des Films erg�nzt.

Die Fotos zeigen, wie sich die Stimmung am Set �nderte. Die Begeisterung des Teams f�r das ehrgeizige Projekt war bald verschwunden. Die k�rperlichen Anstrengungen � wie die aufwendigen Stunts mit den Pferden und die unangenehmen Arbeitsbedingungen bei zum Teil 50 Grad Celsius � gingen an den ohnehin angeschlagenen Schauspielern nicht spurlos vor�ber.

Clark Gable hatte seine gro�e Zeit lange hinter sich, war Kettenraucher und guten Drinks nicht abgeneigt. Montgomery Clift war f�r seinen Alkohol- und Tablettenmi�brauch bekannt. Leidenschaften, die er mit Marilyn Monroe teilte. Monroe redete oft tagelang nur mit ihrem Schauspielcoach Paula Strasberg und steckte in einer schweren Ehekrise mit Arthur Miller, von dem sie sich kurz nach Abschlu� der Dreharbeiten trennte. Regisseur John Huston trank und spielte n�chtelang in den Casinos von Reno.

Fotograf Ernst Haas kommentierte: �Alle am Film Beteiligten waren misfits, einsam und verloren � Marilyn, Monty, John Huston, sie alle steuerten irgendwie auf die Katastrophe zu, und Gable, der nicht viel redete war schlicht und einfach Gable. Das zeigte uns, in welchem Ma�e die Filmstars echten Sternen glichen, wenn sie ausgegl�ht sind. Ihr Licht ist noch da, aber der Stern ist tot. Sie stellten allegorisch dar, was das Leben dann zeigte. Man glaubte sich auf der eigenen Beerdigung.�

Auf den Bildern sieht man Gables zerfurchtes, abgespanntes Gesicht � Marilyn, die von Paula Strasberg bewacht schl�ft � Montgomery Clift, der auf dem Rasen eingeschlafen war, als er auf die chronisch unp�nktliche Monroe wartete � Huston beim W�rfelspiel � Huston, der m�rrisch an seiner Zigarre zieht � Monroe und Miller, die sich auf den gemeinsamen Bildern niemals ansehen � Clift nachdem er beim Rodeo von einem Pferd abgeworfen war...

Aber auch heitere Anekdoten sind �berliefert. Marilyn Monroe wollte eine Nacktaufnahme von sich im Film haben. �Oh, John, wir wollen doch die Leute von den Fernsehapparaten weglocken. Ich tue gerne Dinge, die die Zensoren nicht durchgehen lassen,� sagte sie. Huston verwendete die Aufnahme schlie�lich doch nicht mit dem Kommentar: �Wozu? Jedermann wei�, da� M�dchen Br�ste haben.�

Inge Moraths Fotoserie von Marilyn, die im Film mit einem Baum tanzt und Henri Cartier-Bressons Portr�ts von Montgomery Clift geh�ren zu den Sch�tzen des Buches. Die Bilder sind unter �sthetischem Aspekt ebenso interessant wie unter filmhistorischem. Zusammen mit Toubianas und Millers Kommentaren ist das Buch ein wertvolles Dokument, das zeigt, wie ein gro�er Film gemacht wurde und wie gro�e Menschen zerbrachen.

vh