AUGUST
01
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Hepburns
afrikanisches Abenteuer
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Katharine Hepburn hat nie Tagebuch geführt, was
sie später sehr bereute. Sie bereute, nicht festgehalten zu haben,
was sie bei den Dreharbeiten zu heute legendären Filmen mit außergewöhnlichen
Kollegen erlebt hat. Besonders häufig wurde sie nach ihren Erfahrungen
mit den chaotischen Dreharbeiten zu African Queen gefragt.
Erst mehr als dreißig Jahre später schrieb sie ihre Erinnerungen
auf in dem schmalen Buch African Queen. Oder wie ich mit
Bogart, Bacall und Huston nach Afrika fuhr und beinahe den Verstand
verlor.
Die Geschichte beginnt 1950. Katharine Hepburn hatte gerade eine Tournee mit Shakespeare-Stücken abgeschlossen, als ihr die Rolle der Rose Sayer in African Queen angeboten wurde. Die Rolle gefiel ihr. John Huston sollte Regie führen und bald wurde Humphrey Bogart für die männliche Hauptrolle gewonnen. Hepburn wußte wenig über Huston und Bogart außer, daß beide viel tranken und streitsüchtig waren. Sie freute sich dennoch, mit einem so hochkarätigen Team zu arbeiten. Bogart war schon damals eine Hollywoodlegende. Er hatte mit Huston, seinem besten Freund und Saufkumpanen, einige Filme gedreht, die zu seinen besten zählen wie Die Spur des Falken und Der Schatz der Sierra Madre. John Huston, der Sohn des Schauspielers Walter Huston, hatte bevor er Regisseur wurde selbst ein filmreifes Leben geführt. Er schlug sich als Schauspieler, Boxer, Journalist, mexikanischer Kavallerieoffizier, Autor von Kurzgeschichten und Kunststudent in London und Paris durch. Huston gestaltete seine Filme so authentisch wie möglich. Er drehte meist an Originalschauplätzen was in den 40er und 50er Jahren unüblich war. Für African Queen machte er geeignete Drehorte in Belgisch-Kongo ausfindig. Katharine Hepburn war begeistert. Sie sah das Projekt als großes Abenteuer an. Bogart war eher ein Freund von sauberen Studiofilmen. Er hatte mit Huston bereits anstrengende Dreharbeiten bei Der Schatz der Sierra Madre durchgemacht und stand Hustons Plänen für Afrika skeptisch gegenüber. Er unterstellte Huston, mehr an Safaris als am Film interessiert zu sein. Ohne gesicherte Finanzierung und ohne fertiges Drehbuch fuhr das Team 1951 nach Afrika. Die Einheimischen wunderten sich über die seltsamen Weißen und ganz besonders über die magere Frau mit dem mexikanischen Strohhut und den seltsamen Angewohnheiten. Hepburn gibt zu, sie habe ausgesehen wie ein sehr sommersprossiger Transvestit. Bogart wurde von seiner schönen Frau Lauren Bacall begleitet. Hepburn nennt die beiden in ihrem Buch nur bei ihren Spitznamen Bogie und Betty. Über Bacall schreibt sie: Ich blickte sie an und fragte mich, ob ich vor Eifersucht den Verstand verlieren würde, während ich unser Alter unsren Teint unsere Haare unser Wesen verglich. ... Sie und Bogie schienen die allerhöchste Meinung von den Reizen des anderen zu haben, und wenn sie sich zankten, taten sie es mit der unerschütterlichen Zuversicht zweier Katzen, die zu ihrem Entzücken in denselben Käfig gesperrt sind. Über Bogart äußert Hepburn sich schwärmerisch: Was für ein merkwürdiger Mann. So wie soll ich es ausdrücken so rein. Wie ein kleiner Junge. Der gute Bogie. Ich werde nie die Nahaufnahme von ihm vergessen, nachdem er Rosie geküßt hat und dann um das Becken herumgeht und über das Geschehene nachdenkt. Sein Gesicht das Wunder all dessen, was passiert ist das Leben. Mehr Probleme hatte Hepburn mit Regisseur John Huston. Er ließ die Crew wochenlang in Stanleyville warten, während er Drehorte suchte und das Camp vorbereitete. Das Drehbuch war immer noch nicht fertig gestellt was die perfektionistische Hepburn beunruhigte. Sie hielt Huston für einen Hochstapler, einen Angeber, ein Ärgernis. Er gewann erst ihr Vertrauen, als er ihr eine Regieanweisung gab, die sie genial fand. Er sagte ihr, sie solle die Missionarin Rose mit der stillen Würde der First Lady Elenor Roosevelt spielen. Wie Charlie und Rosie im Film kämpfte das Team mit der Natur mit der hohen Luftfeuchtigkeit, anhaltendem Regen, Insekten, ... Alle bis auf Bogart und Huston erkrankten an Ruhr. Hepburn behauptet, die beiden hätten sich mit reichlich Scotch desinfiziert. Über Verdauungsprobleme schreibt sie unverblümt mit der Entschuldigung, sie sei Urologentochter und Urologenschwester. Hepburns Buch ist eine amüsante Anekdotensammlung für Cinephile. Wo erfährt man sonst, daß Bogart einen schäbigen, alten Morgenrock trug, Bacall weiße Bohnen aus der Dose aß, Hepburn unter ihrer schwachen Blase litt und Huston nie beobachtet wurde, wie er zum Plumpsklo ging? Letzteres kommentiert Hepburn süffisant: Vielleicht tat er es nie. Würde mich nicht wundern. Würde eine ganze Menge erklären. vh |