AUGUST
2005

 
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KUNST




Cy Twombly: "Fifty Years of Works on Paper"


Cy Twombly, "Untitled", 1970
Wax crayon and house paint on paper, 70,5 x 100 cm
Privatsammlung

"Fifty Years of Works on Paper"
Ausstellung in der Menil Collection, Houston
bis 4. September 2005

Siehe auch:
Cy Twomblys "Lepanto"

"Meine zweijährige Tochter sagte: 'Das kann ich auch', - Wir lieben es!" - das kann man im Gästebuch des Cy Twombly Pavillons der Menil Collection in Houston lesen. Und wirklich erscheinen die Werke wie kindliche Spielereien, wie "einfach" - aber der wahre Hintergrund, die "Idee" bleibt erst einmal unverstanden. Denn der narrative Charakter jedes einzelnen Werkes fordert uns, den Betrachter, heraus, sodass wir erst das Lesen lernen müssen. Das Geheimnis als immerwährendes Sein in Twomblys Oeuvre - 50 Jahre ist es alt und scheint noch nicht zum Abschluss, zum großen "Finish" gekommen zu sein.

Am 26. Mai eröffnete die Menil Collection die Ausstellung "Fifty Years of Works on Paper" (vorher im Whitney Museum, New York). Es sollte nicht nur das 50-jährige künstlerische Jubiläum Twomblys gefeiert werden, nein, seit 10 Jahren besteht schon der Cy Twombly Pavillon. John und Dominique de Menil ließen ihn vom Architekten Renzo Piano erbauen - sie wollten für ihren Künstler eine einzigartige Ausstellungsmöglichkeit errichten. (Zwar musste sich, wie es heißt, Madame de Menil erst zwei Jahre lang an Twomblys Werk gewöhnen, doch jetzt weiß sie es zu schätzen und zu lieben.)

"Fifty Years of Works on Paper" zeigt nicht nur eine bemerkenswerte Auswahl der Werke aus den letzten 50 Jahren, sondern sie führt uns auch in Twomblys "einfache" Kunst ein, sodass uns, vielleicht nach erstem Zurückschrecken, die Werke packen, wir geradezu von ihnen angezogen werden, die "Idee" uns vereinnahmt. Frühe Bleistiftzeichnungen aus den fünfziger Jahren, dann die Eroberung der Tafel - man denke zurück an den die vernichtende Kritik des Künstler Donald Judd im Jahre 1964, als Twombly nach vier Jahren wieder in der New Yorker Castelli Galerie sein neuestes Werk "Commodus" ausgestellt hatte, und er sich daraufhin selbst als den "glücklichsten Künstler auf der ganzen Welt" bezeichnete, da sich jetzt " keiner darum scherte, was ich (er) trieb". Er kehrte für beinahe zwei Jahre nach Italien zurück und schuf die Tafelbilder, mit denen er große Erfolge feiern durfte.

All diese Historie in den verschwiegenen Werken, die uns nur mit kryptischen Zeichen empfangen und zugleich beinahe abstoßen - so muss man sich auf die Kunst einlassen, die Kommunikation suchen und mit offenem Geiste sich eine neue Erlebniswelt erschließen, eine Welt in der Antike. Venus und Apollo aus dem Jahr 1975 begegnen uns, genauso wie Orpheus. Bald tauchen wir in die Kunstgeschichte und finden eine Hommage an Tatlin und Malevitch (1974). Der Übergang von Graphit zur Farbe und bald das Erreichen des wieder Gegenständlichen: die ersten Lepanto Zeichnungen aus dem Jahre 1996. Als Abschluss die neuesten, mystischen Skulpturen, weiß überzogen, sich nicht aufdrängen wollend und somit nur noch umso anziehender wirkend.

jw