Frühe Kindheit in Peru
Paul Gauguin wird am 7. Juni 1848 in Paris geboren. Sein Vater ist
Journalist, seine Mutter stammt aus einer reichen peruanischen Familie.
Napoleons Staatsstreich veranlasst die Familie Gauguin im Jahre 1849,
nach Peru auszuwandern - doch der Vater stirbt schon auf der Überfahrt.
Der junge Paul verbringt sechs Jahre in Lima, bevor er mit seiner
Mutter nach Frankreich zurückkehrt.
Die bürgerliche Seite
Nach seiner Schulzeit tritt Gauguin in die Marine ein; kurz darauf
stirbt seine Mutter. Später arbeitet er in Paris erfolgreich
als Börsenmakler und heiratet die Dänin Mette Sophie Gad,
mit der er fünf Kinder haben wird.
Die Kunst
Gauguin beginnt, sich für die Malerei zu interessieren. Mit seinem
Börsenvermögen ersteht er impressionistische Gemälde
von Manet, Monet, Sisley, Pissarro und Cézanne. Er macht sich
auch selbst ans Malen. Als ihn der Börsenkrach von 1883 finanziell
ruiniert, beschließt er, sich nur noch der Malerei zu widmen.
Er schließt sich den Impressionisten an und nimmt ab 1880 an
ihrer jährlichen Salonausstellung teil.
Die Bretagne
Aufgrund seiner ständigen finanziellen Probleme zieht Gauguin
1886 nach Pont-Aven in die Bretagne, wo es sich billiger leben läßt.
Seine Frau hat ihn zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen. An der Bretagne
bewundert Gauguin das Wilde und das Primitive: "Quand
mes sabots résonnent sur ce sol de granit, jentends le
ton sourd, mat et puissant que je cherche en peinture. (Wenn
meine Holzschuhe auf diesem Granitboden widerhallen, höre ich
den dumpfen, matten und kraftvollen Ton, den ich in der Malerei suche.)
Die Ferne
Ein Jahr später fährt Gauguin nach Panama, wo er mit seinem
Freund Charles Naval an den Kanalbauarbeiten teilnimmt, um zu etwas
Geld zu kommen. Die beiden schaffen es bis nach Martinique, von dessen
Charme Gauguin begeistert ist. Finanziell ruiniert und krank muss
er aber bald nach Pont-Aven zurückkehren.
Künstlerfreundschaften
Nachdem er mit dem Impressionismus gebrochen hat, gründet Gauguin
mit dem jungen Maler Emile Bernard eine neue Stilrichtung: den Synthetisismus.
Die Schule von Pont-Aven kombiniert schattenlose, von
Konturen begrenzte Farbflächen mit ornamental stilisierten Formen.
1888 sucht Gauguin seinen Freund Vincent van Gogh in Arles auf, wo
dieser eine Künstlerkolonie gründen will. Doch es kommt
zu Spannungen, vermutlich, weil sich Gauguin nur allzu gerne als Chef
aufspielt. Ihre Gemeinschaft endet damit, dass van Gogh Gauguin mit
einem Rasiermesser attackiert (um sich danach das berühmte Stück
vom Ohr abzuschneiden).
Das Paradies
Durch eine erfolgreiche Versteigerung seiner Bilder kann sich Gauguin
1891 seinen Traum erfüllen: Tahiti. Fern der Zivilisation findet
Gauguin, wonach er so lange gesucht hat: vivre là
dextase, de calme et dart - von der Extase,
von Ruhe und von Kunst leben. Er malt wie ein Besessener, und es entstehen
seine bekanntesten Werke mit ihren leuchtenden Farbflächen. Hauptmotiv
der symbolträchtigen Bilder sind die jungen Tahitianerinnen.
Das verlorene Paradies
Gauguin, der inmitten der Wilden lebt, zieht schnell das
Mißtrauen der französischen Kolonialbehörden auf sich.
Aufgrund der wachsenden Schwierigkeiten muss er nach zwei Jahren nach
Frankreich zurückkehren.
Er bleibt nicht lange: 1895 verläßt er Europa erneut -
diesmal endgültig. Doch das Glück will sich nicht mehr einstellen.
Seine Gesundheit ist angeschlagen; ein verletzter Knöchel will
nicht heilen. 1897 stirbt seine Lieblingstochter Aline. Er ist arm
und lebt nur vom Verkauf seiner Bilder in Frankreich. Er macht einen
Selbstmordversuch.
Schließlich zwingen ihn erneute Probleme mit den Kolonialbehörden,
sich 1901 auf die Marquesas-Inseln zurückzuziehen. Paul Gauguin
stirbt am 8. Mai 1903, allein.
aw