OKTOBER
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2005
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Wörter
im Visier
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Da befürchtet
manch einer, das Internet könne der deutschen Sprache schaden:
Klein- und Großschreibung sind in den Chats längst passé,
Anglizismen breiten sich aus, man kommuniziert nur noch in Abkürzungen.
Aber auf einigen Seiten passiert genau das Gegenteil. Hier steht das
Wort im Zentrum und wird gar zum Sammlerstück erkoren.
So geschehen, im wahrsten Sinne des Wortes, auf der Seite www.wortmuseum.com. Der Braunschweiger Designer Kay-Uwe Rohn sammelt dort Wörter, die fast im Verschwinden begriffen sind und stellt sie auf dieser Seite aus. Jede Woche kommt ein neues hinzu. So kann man erfahren, dass "haselieren" so viel bedeutet wie "sich geckenhaft gebärden, unsinnig tun" oder "saumselig" mit "nachlässig, langsam, zeitvergeudend, säumig" wiedergegeben werden könnte. Allerdings ist es wohl auch von jedem Einzelnen abhängig, welche Wörter er schon nicht mehr kennt bzw. welche er vielleicht noch nicht ins Museum gestellt hätte. Auf alle Fälle kann jeder Wörter vorschlagen und somit auch seinem vom Aussterben bedrohten Liebling einen behüteten Platz im Museum sichern. Selbiges ist auch bereits in Braunschweig und Berlin, nicht nur virtuell, sondern real, in Buchhandlungen auf Tour gewesen. Nicht nach hinten, ganz im Gegenteil, nach vorn blickt, wie der Name schon vermuten lässt, die Wortwarte (www.wortwarte.de) und das bereits seit 5 Jahren. Sie, genauer gesagt ihr Betreiber, der Sprachwissenschaftler Lothar Lemnitzer, erspäht neue Worte, die gerade erst entstanden sind. Und noch genauer ist es eigentlich ein Computerprogramm, das die Online-Ausgaben von Tageszeitungen durchforstet und sie mit einem Referenzkorpus abgleicht. Die Ergebnisse müssen dann nochmals durchgesehen werden. Übrig bleiben mehrere Einträge pro Tag, die belegt und veröffentlicht werden. Vieles davon sind Eintagsfliegen, die schnell wieder verschwinden. Manches aber tritt immer häufiger auf und wird nach und nach vielleicht so geläufig, dass es in den Wörterbüchern Platz findet. Am 23. September 2005 reihte sich u. a. der "Soft-Touch-Lack" zusammen mit dem "Verlegenheits-Ich-AGler" in die Riege der neuen Wörter ein. Noch viele andere mehr oder weniger kuriose Wortsammlungen findet man, sieht man sich etwas im Internet um. Auf www.etymologie.info kann man sich z. B. über die Herkunft von Wörtern informieren. Worterfindungen sammelt die Seite www.ideesamkeit.de, wobei hier v. a. einige der Kreationen, die von Kindern stammen, amüsant sind. So die doppeldeutige Bezeichnung "Wahlium" für die Fernbedienung des Fernsehers. Zahlreich sind auch Dialektsammlungen und -wörterbücher wie die Seite www.dialektwoerter.ch, die schweizer Begriffe dem hochdeutschen Pendant zuordnet. Sollte man also unbedingt wissen wollen, was ein Gufächüssi ist, so erfährt man dort, dass es sich um ein Nadelkissen handelt. Nach Häufigkeit sind die Wörter bei Wordcount geordnet (www.wordcount.org), sodass man sich anhand eines Zahlenstrahls angeben lassen kann, an welcher Stelle der Häufigkeitsskala ein bestimmtes Wort der englischen Sprache steht. Kurios sind auch Palindromsammlungen, also Sammlungen mit Wörtern bzw. Wortfolgen, die vor- und rückwärtsgelesen jeweils gleich lauten, z. B. www.gnudung.de/kram/sprache/palindrom.htm oder www.jps.at/palindromes/. Daraus auch zum Schluss noch zwei Schmankerln: Retsinakanister und Saippuakauppias (finnisch: Seifenhändler). bk |