SEPT.
01
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Was heißt'n
das: "Sarkophag"
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Sar-ko-phag |
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Ein Sarkophag ist ein Gefäß, zumeist ein ziemlich großes und prunkvoll verziertes, in dem man Tote bestattet. Soviel sollte klar sein. Weniger klar sind die folgenden Eigenschaften: Ein waschechter Sarkophag ist aus Stein, und zwar aus einer besonderen Kalksteinart aus Assos in Kleinasien (der heutigen Türkei), die den Verwesungsprozeß beschleunigt. Ein häufig mit dem Begriff assoziiertes Wort ist "Mumie", also ein Toter, der durch ein kompliziertes Verfahren gerade vor dem Verwesen bewahrt wurde. Genaugenommen steht das dem eigentlichen Sinn der Sarkophage also entgegen; dennoch wurden auch Mumien in ihnen beigesetzt. Gemeinhin gilt der Sarkophag als ägyptische Spezialität. Das ist falsch. Zwar hat er seinen Ursprung in Ägypten, verbreitete sich in der Antike aber rasch weit über dessen Grenzen hinaus im gesamten Mittelmeerraum. Im klassischen Griechenland taucht er nur vereinzelt auf; nicht so auf Kreta, wo Exemplare aus allen Epochen mykenischer Kultur gefunden wurden. Dieser Tatsache zum Trotz wurden einige berühmte Sarkophage von griechischen Meistern geschaffen, etwa der Alexanders des Großen. Nachdem das Römische Reich Griechenland "annektierte", blüht ab ca. dem 2. Jahrhundert n. Chr. auch hier die Sarkophagkunst auf; Grund ist das Vordringen der Leichenbestattung, die zunehmend an die Stelle der Verbrennung trat. Die Reliefs auf diesen Sarkophagen zählen zu den bedeutendsten Leistungen römischer Kunst. In den seltensten Fällen wurden Sarkophage be-, also ver-graben; zumeist stellte man sie in eigens hergerichteten Grabkammern auf, zum Beispiel in einer Pyramide. Den Sarkophag gibt es in nahezu allen erdenklichen Formen, zunächst als simplen Kasten, dann als Nachbildung von Häusern oder Tempeln, schließlich die "anthropoide" (gr. anthropos = Mensch), die die Form der Leiche nachahmt. Seit ungefähr dem 6. Jahrhundert v. Chr. weisen auch nichtägyptische Sarkophage Bemalungen und Schmuck auf, der vom 3. Jahrhundert n. Chr. an zunehmend von christlichen Themen beherrscht wird. Im Mittelalter, das nach der Völkerwanderung in die Barbarei zurückgefallen ist, haben Sarkophage ihre Bedeutung eingebüßt. Zwei bekannte Ausnahmen sind diejenigen der beiden Kaiser Heinrich IV. und Friedrich II. im Dom von Palermo. Die Renaissance, die "Wiedergeburt" der Antike, rehabilitiert den Sarkophag und schafft zahlreiche repräsentative Sarkophage, oft mit Portraits oder Reliefs der Verstorbenen geschmückt und entweder in Wandnischengrabmäler oder aber freistehend in Grüfte und Kirchen gestellt. Dieser Brauch wird in Barock und Klassizismus fortgeführt. Bereits in der Antike hat sich der Begriff auch für Holz- und Metallsärge durchgesetzt. Der bekannteste Metallsarkophag ist wahrscheinlich der von Tut-ench-Amun, der aus purem Gold besteht. Warum aber trifft die Bezeichnung "Sarkophag" eigentlich nur für diejenigen Modelle aus dem erwähnten besonderen Kalkstein zu? Ganz einfach: Das Wort leitet sich, wie so viele andere auch, aus dem Altgriechischen her: sarx (im Genitiv sargos) für "Fleisch" und phagein für "fressen". Sarkophag heißt also Fleischfresser. Holz verfault selbst zu schnell, um die Verwesung nachhaltig zu beeinflussen. Rostfreies (Edel-)Metall läßt keine Luft nachströmen, die die Mikroorganismen zum Überleben benötigen, und sorgt somit eher für Mumifizierung. Nicht umsonst wurden europäische Könige und Adelige später in Bronze- und Zinksärge eingeschweißt. In manchen als Grüften genutzten Katakomben kann man übrigens beobachten, wie Ameisen durch winzige Löcher im Gestein ein und aus krabbeln und dem Kalk bei seiner Arbeit ein wenig behilflich sind: Die Natur geht ihren Weg. Guten Appetit. Nachtrag: Möchtegern-Perfektionisten werden jetzt vielleicht bemängeln, daß "Fleischfresser" doch "Carnivore" heißt. Stimmt. Aber das ist Latein und bezeichnet im Maskulinum ein fleischfressendes Tier, im Femininum eine fleischfressende Pflanze. mp |