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SPRACHE


Michael Freidank: "Kanakisch - Deutsch"
Michael Freidank
"Kanakisch - Deutsch. Dem krassesten Sprakbuch ubernhaupt"
Eichborn 2001

 

Ein Dialekt definiert sich nicht nur durch typische Aussprache, sondern auch und vor allem durch den Besitz einer eigenen Grammatik. Michael Freidank ist es zu verdanken, daß „Kanakisch“ jetzt als solcher entdeckt, analysiert und in einem handlichen kleinen Bändchen, praktisch sowohl für das intensive Studium zu Hause als auch als Gedächtnisstütze für die spontane Kommunikation in Bus und Bahn, zusammengefaßt wurde.

Jeder kennt es, ursprünglich noch das unbeholfene Deutsch vor allem türkischer und italienischer Gastarbeiter. Im Laufe von zwei oder drei Generationen hat es eine rasante Entwicklung durchgemacht. Seiner Karriere als „Gossensprache“ folgt nun die nächste als Mutter- und Alltagssprache vieler, vor allem jüngerer und sozial benachteiligter Menschen in deutschen Großstädten. In ihrer nahezu grenzenlosen Minimalistik erinnert sie an die „Neusprache“ in George Orwells Roman „1984“.

Nach Michael Freidank ist diese Sprache inzwischen salonfähig geworden – wie sich jeder in Dem krassesten Sprakbuch ubernhaupt unschwer überzeugen kann. So ist auch weniger die Idee verwunderlich, in dieser Sprache nach einer eigenen Grammatik zu suchen, als vielmehr, daß tatsächlich eine gefunden werden konnte.

Erhebliche Zweifel an der ganzen Angelegenheit sind berechtigt („Alder, dem Buch is net korrekt, Alder“). Freidank sucht sie auszuräumen: „Kanakisch hat nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun. Diese Sprache ist eine Art Dialekt, die sich in den letzten Jahren rasant ausgebreitet hat und es auch in Zukunft noch tun wird. Er wird in Deutschland gesprochen – und zwar unabhängig von Religionen oder Staatsangehörigkeiten.“ Wie jeder Einzelne dazu steht, sei dahingestellt, aber es ist eben allzu leicht, über die Macken, Fehler und Eigenartigkeiten anderer zu lachen. Unzweifelhaft macht es trotzdem Spaß.

Abgesehen davon hat Freidank sich für den Titel seines Buches inspirieren lassen: „Kanak Sprak“ heißt ein Roman von Feridun Zaimoglu schon lange vorher. Merkwürdig, daß das in der ansonsten ziemlich umfassend rekonstruierten Geschichte dieses Dialektes keinerlei Erwähnung findet.

mp