MAI
2009

 
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MUSIK

TONPUZZLE
Samples einmal anders

Als einzelne, aufgenommene Tonschnipsel, die sich in ein Gesamtstück einfügen oder die ganze Sequenzen bilden, sind Samples in der Pop-Musik nichts Ungewöhnliches. Aber auch in der Klassik oder in Anwendungen für den Alltag spielen Samples eine Rolle.


Sample bedeutet im Englischen etwa Muster, Probe oder Beispiel (zurückgehend auf das Lateinische exemplum = Beispiel) und bezieht sich im musikalischen und akustischen Zusammenhang auf kürzere oder längere aufgenommene Sequenzen, die danach in einem neuen Kontext weiterverwendet werden. Anfangs wurde damit v. a. musikalisch experimentiert. Großer Beliebtheit erfreuten sich Samples in der Pop-Musik und besonders im Hip-Hop. Die notwendigen Geräte und Techniken entwickelten sich mit der Zeit immer weiter und wurden erschwinglicher. Doch nicht nur im Pop werden Samples heute genutzt. Zwei sehr unterschiedliche Beispiele sollen im Folgenden vorgestellt werden, bei denen die gesamte Sequenz nur noch aus vielen kleinen zusammengesetzten Samples besteht und dabei eine echte Aufnahme simulieren soll.

Aus wie vielen Tönen besteht wohl das Sacre du Printemps, eine Ballettmusik von Strawinsky? Viele, aber nicht zu viele, als dass man sie nicht alle einzeln zusammenbasteln könnte. Dies wird durch riesige Sample-Sammlungen, wie die Vienna Symphonic Library möglich. Hierzu werden jeweils die einzelnen Töne eines Instruments aufgenommen. Außerdem wird jeder Ton in mehreren Varianten (verschiedene Lautstärken, gebundene oder angestoßene Töne etc.) konserviert. Und das für alle Instrumente eines Orchesters. Man kann z. B. eine Sammlung von Tönen eines Konzertflügels kaufen, für die von jeder Taste 1200 Töne aufgenommen wurden. Damit wird ein möglichst natürliches Ergebnis erreicht, wenn man daraus ein Musikstück zusammenstellt. Aber auch wenn „aufs erste Hinhören“ der Eindruck entsteht, es würde ein Orchester oder ein Musiker spielen, so scheint trotz allem die Seele des Zusammenspiels zu fehlen. Das Sacre du Printemps und andere Beispielen kann man auf der Internetseite der Vienna Symphonic Library anhören.

Täuschend echt hört sich auch die „Simone de la SNCF“, wie sie die Franzosen liebevoll nennen, an. Hinter fast allen Bahnhofsansagen in ganz Frankreich verbirgt sich nämlich die Stimme einer einzigen Person, Simone Hérault. Dass sie zugleich in Paris, in Marseille und Lille die Zugankunft, die Verspätungen und alle weiteren nötigen Informationen ansagen kann, hat man auch hier der Technik zu verdanken, mit der per Computer die einzelnen bereits aufgenommenen Wörter als Samples zusammengesetzt werden. Damit sich alles natürlich anhört, wird jedes Wort jeweils drei Mal mit drei verschiedenen Betonungen für Satzanfang, -mitte und -ende aufgenommen. So werden auch mehrstellige Zahlen für Zugnummern jeweils aus den einzelnen Bestandteilen zusammengesetzt (z. B. 9412 aus 9000, 400 und schließlich 12). Auf diese Weise hat man damit in Frankreich an jedem noch so fremden Bahnhof also zumindest schon mal eine Bekannte.

Die einzelnen Töne oder Wörter fügen sich so wie ein Puzzle zu einem neuen Ganzen. Manchmal mehr, manchmal weniger nahtlos. Aber immerhin wird Erstaunliches möglich: Ein ganzes Orchester passt in eine Einzimmerwohnung und eine Person ist ohne Rücksicht auf Zeit und Raum in allen Städten Frankreichs gleichzeitig zugegen.

bk

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