Lagerfeuer,
Wildschwein am Spieß, Asterix und Obelix beim Feiern und der Barde
Troubadix sitzt mal wieder gefesselt und geknebelt in der Ecke, damit
keiner unter seinem misstönenden Gesang zu leiden hat. So mag es
vielleicht in einem gewissen kleinen gallischen Dorf aussehen, nicht
aber im schönen Frankenland in Nürnberg. Da strömen beim
alljährlichen Bardentreffen die Zuhörer nur so in die Altstadt,
um den Klängen der eigens angereisten Barden lauschen zu dürfen.
Wie immer drei Tage lang fand dieses Jahr das 28. Bardentreffen vom
25. bis zum 27. Juli unter freiem Himmel und gratis in Nürnberg
statt. Angefangen hatte das Ganze 1976, als man den 400. Geburtstag
von Hans Sachs, dem berühmten Nürnberger Schuhmacher, Meistersinger
und Poeten, gebührlich begehen wollte. Was damals noch ein Treffen
von nebenberuflichen Musikern und Amateuren des Liedermachergenres
war, hat sich bis heute einigermaßen gewandelt: Auf den sieben
Bühnen spielen heute Profis und bieten eine Vielfalt, die von
Folk und Jazz bis zu Rock, Pop und Weltmusik reicht. Die heutigen
Barden und Troubadixe sind also weit davon entfernt, wie ihre keltischen
Vorgänger ausschließlich Heldenlieder zur Harfe vorzutragen.
Neben den programmgemäß vorgesehenen Konzerten kann man
sich aber zusätzlich an den vielen kleinen Gruppen und einzelnen
Straßenmusikanten erfreuen, die während der drei Tage quasi
an jeder Ecke musizieren. Und nicht nur die Zuschauer dieses
Jahr waren es um die 200.000 schätzen die Atmosphäre.
Gerade auch diese fahrenden Künstler zieht das Festival wegen
seiner freundlichen Stimmung und der Aussicht auf gutes Trinkgeld
an. Manch einer plant seine Route extra so, dass er pünktlich
zum Bardentreffen in Nürnberg ist.
Wer sich als Besucher nicht gezielt ein bestimmtes Konzert herausgepickt
hat, kann ganz einfach auch von einem Veranstaltungsort zum anderen
schlendern, überall ein bisschen hineinschmecken und dabei auch
die wunderbare Kulisse der mittelalterlichen Nürnberger Altstadt
genießen. Ob in der Ruine des Katharinenklosters, auf dem Hauptmarkt
direkt neben dem "Schönen Brunnen", in der Nähe
der Pegnitz auf der Insel Schütt oder vor der romanischen Sebalduskirche,
die Spielorte liegen alle in Gehweite voneinander entfernt.
Und man kann sich sicher sein, dass jeder etwas für seinen Geschmack
findet: Dieses Jahr traten ca. 200 Künstler aus 18 Ländern
bei über 50 Konzerten auf, womit das Bardentreffen wohl auch
die größte kostenlose Open-Air-Veranstaltung ist. Darunter
waren z.B. das serbische Blasorchester "Boban Markovic Orkestar"
oder das Roma-Trio "Talisman" (Geige, Akkordeon, Gitarre),
die das Publikum mitrissen. Die Band "Salsa Bruja" begeisterte
ebenso, wie die Blues- und Gospelsängerin Karen Caroll. Daneben
standen chinesische, französische und polnische Musik, Kinderbands
und Britpop bzw. Rock mit relativ bekannten Namen, wie J. J. Liefers
oder Wolf Mahn auf dem Programm.
Organisiert wird das Festival von der Stadt Nürnberg und dem
Kulturreferat in Zusammenarbeit u.a. mit dem Bayerischen Rundfunk,
dem Kinderfunk und Studio Franken und wird durch Sponsoren, den Verkauf
der Programmhefte und Vergabe von Gastronomierechten finanziert. Es
findet jeweils am ersten bayerischen Sommerferienwochenende statt.
Für das nächste Jahr heißt das also vom 30.7
1.8.2004 (weitere Infos unter http://www.bardentreffen.de).
Besonderes Glück hatte der diesjährige Besucher auch deshalb,
weil das Spektakel terminlich mit dem Klassik Open Air auf der großen
Wiese des Luidpoldhain zusammenfiel. So konnte, wer wollte
und das waren trotz Regens immerhin 45.000 Leute , am Sonntagabend
das musikalisch schon überreiche Wochenende noch mit einem Picknick
zu Tschaikowski, Verdi, Mahler u.a. im wahrsten Sinne des Wortes ausklingen
lassen.
bk
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