OKTOBER
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2007
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"Yo-Yo Girl Cop" |
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"Yo-Yo Girl Cop" |
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In dem japanische Actionstreifen "Yo-Yo Girl Cop" geht es vordergründig um das Thema Mobbing an Schulen (welches in Japan teilweise wirklich sehr extreme Ausmaße annimmt) und die damit verbundene Suizid- und Amokläufer-Gefahr. Tatsächlich handelt es sich aber eher um eine sehr trashige Verfilmung des Mangas "Sukeban Deka", welches seine Ursprünge in den 70er Jahren hat und dann Mitte der 80er bereits erstmals für das japanische Fernsehen adaptiert wurde. Der Plot dreht sich um einen straffällig gewordenen Teenager, der undercover in einer Schule ermittelt. Der japanische Terminus "Sukeban" heißt so viel wie "straffällig gewordenes Mädchen" (das männliche Pendant nennt sich angeblich "Bancho") und wird in der englischen Wikipedia wie folgt definiert: "The common signifiers of sukeban (described by the Japanese police in 1980s pamphlets as 'omens of downfall') include brightly-dyed or permed hair, and modifications of the school uniform such as wearing coloured socks, rolling up the sleeves and lengthening the skirt. Sukeban may engage in activities such as glue sniffing, stimulant use, shoplifting, theft, prostitution and violence, but if arrested, they can be charged with the lesser offence of 'pre-delinquency'." (Wikipedia) Also eine recht breite Definition, die von ungebührlichem Auftreten bis zu Kleinkriminalität reicht. Auch die Hauptprotagonistin in "Yo-Yo Girl Cop", Saki Asamiya (Aya Matsuura), ist eine solche Sukeban. Allerdings mit dem Unterschied, dass Saki in den USA aufgewachsen ist. Doch nun sitzt ihre Mutter wegen Spionageverdachts in einem US-Gefängnis, und Saki wird nach Japan ausgewiesen, da sie in den USA straffällig geworden ist. Der japanische Inspektor Kazutoshi Kira schlägt Saki einen Deal vor: Sie soll als Undercover-Agentin in einer Schule ermitteln, und im Gegenzug geht die japanische Regierung mit der US-Regierung einen Deal ein, damit Sakis Mutter in den USA nicht wegen Spionage verurteilt wird. Saki ist jedoch nicht die erste Undercover-Ermittlerin, die man in die Schule einzuschleusen versuchte. Ihre Vorgängerin wurde an den Händen gefesselt und bekam eine Bombe umgeschnallt, die schließlich mitten in der Öffentlichkeit hochging. Eigentlich sollte sie etwas über eine Website mit dem Namen "Enola Gay" (benannt nach dem Flugzeug, das die Atombombe über Hiroshima abwarf) herausfinden, welche gemobbten, rachsüchtigen Schülern Anleitungen zum Bombenbau bereitstellt und deren Betreiber nicht ermittelt werden können. Nur wo die Macher der Website herkommen, konnte man herausfinden; es ist die besagte Schule. Allerdings ist nicht nur Sakis Vorgängerin tot, auf der "Enoly Gay" Website ist auch noch ein Countdown erschienen, bei dem keiner weiß, was genau passieren wird, wenn er abgelaufen ist. Saki soll nun noch vor dem Ende des Countdowns herausfinden, wer hinter der Website steckt, wem oder was der Countdown gilt und worum es bei der ganzen Sache überhaupt geht. Ausgestattet mit einem speziellen Jo-Jo für den Nahkampf wird Saki in die Schule geschickt und erlebt dort, wie die Außenseiterin Taie (Yui Okada) übel von ihrer Mitschülerin Reika (Rika Ishikawa) und deren Mädchen-Clique terrorisiert wird. Nachdem Saki ihr zur Hilfe eilt, entsteht zwischen Saki und Taie eine Freundschaft. Saki erfährt, dass Taie schon einmal eine sehr gute Freundin hatte: Kotomi. Kotomi wählte im Internet das Pseudonym "Romeo", während Taie sich "Julia" nannte. Zusammen bauten sie eine Website auf, die Mobbing-Opfern zur Seite stand. Nachdem Kotomi selbst Opfer von Mobbing wurde und keine Hilfe von den Lehrern erhielt, griff sie zum äußersten Mittel und baute sich eine Bombe, die sie sich umschnallte. Der Versuch, so endlich Aufmerksamkeit zu bekommen, schlug fehl. Die Bombe detonierte zwar, doch die Verantwortlichen verleugneten das Problem weiterhin. Kotomi überlebte, wurde aber in eine Psychiatrie eingewiesen. Inzwischen wurde die ehedem "gute" Website in eine "böse" Website ("Enola Gay") umfunktioniert, wieder taucht dort ein Romeo auf, hinter dem aber nun nicht mehr Kotomi steckt. Dieser Romeo wird zu einer Art Messiasfigur für gedemütigte Schüler aus ganz Japan. Der Countdown bezieht sich auf eine Versammlung an der Schule, die in einem Massenselbstmord enden soll. Die Fäden hält dabei Jiro (Shunsuke Kubozuka) in der Hand, der auch hinter dem neuen "Romeo" steckt. Der Massenselbstmord ist nur ein Ablenkungsmanöver für einen Banküberfall, den Jiro mit seiner Truppe plant. Jiro ist eine Art "Radikal-Hedonist", der das Ganze zu seinem eigenen Vergnügen veranstaltet und möglichst viel "Spaß" haben möchte. Jiro setzt Saki fest und lässt Taie glauben, dass Saki nie wirklich ein Interesse an ihrer Freundschaft gehabt hätte. Die so manipulierte Taie scheint bereit, die Bombe auf der Schulversammlung zu zünden, besinnt sich aber eines Besseren. Saki kann entkommen und taucht noch rechtzeitig zur Schulversammlung wieder auf, muss dort aber erst einmal mit einem anderen Bombenträger klarkommen. Inzwischen konnten Jiro und Reika entkommen und haben Taie und zwei weitere Schüler als Geiseln genommen. Saki sucht das Versteck der Bande auf. Dort kommt es zunächst zum Showdown mit Reika, die es ebenfalls versteht, ihr Jo-Jo als Waffe einzusetzen. Anschließend rechnet Saki mit Jiro und seiner Bande ab. Saki kann die Bombe bei den Geiseln entschärfen, nicht jedoch die, die Jiro selbst umgeschnallt hat. Schließlich sprengt er sich in die Luft. Verantwortlich für dieses groteske Machwerk ist Kenta Fukasaku, der Sohn des japanischen Kultregisseurs Kinji Fukasaku. Ähnlich wie sein Vater hat auch Kenta einen Hang zum Trash. Jedenfalls ist "Yo-Yo Girl Cop" natürlich kein ernstzunehmender Film. Fukasakus Vermengung von eigentlich ernsten Themen wie "Gewalt und Mobbing an Schulen", "Selbstmordattentaten", "Gehirnwäsche" etc. mit einem Plot, der alles andere als ernst ist, sondern eher in Richtung Klamauk geht, ist sicherlich nicht jedermanns Fall. Wer den Film genießen möchte, sollte schon die Bereitschaft mitbringen, über logische Defizite in der Handlung, absurde Dialoge und obskure Charaktere hinwegzusehen. Mit bewusst überdrehtem Pathos und gekonnt inszenierten Actionsequenzen ist Fukasaku ein unterhaltsamer Film gelungen. Entsprechend groß war auch das Gelächter im Kinosaal, wenn Saki sich beispielsweise ihr Jo-Jo versehentlich selbst an den Kopf feuerte oder der Film mal wieder mit einer besonders absurden Szene aufwarten konnte. nw |