SEPTEMBER
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2007
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"The Restless" |
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"The Restless" |
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Fast hatten wir den riesigen Kinosaal in der Berliner Kulturbrauerei für uns allein. Am Ende waren es dann gerade einmal 10 Personen, die sich zusammenfanden, um "The Restless" (Jungcheon) von Regisseur Dong-oh Cho zu sehen. Das mag zum einen an der Zeit gelegen haben (15 Uhr an einem Dienstagnachmittag), zum anderen aber sicherlich auch daran, dass ein kaum bekannter koreanischer Fantasy-Film in Originalfassung mit englischen Untertiteln nicht unbedingt Massen anzieht. Allerdings besucht man das alljährliche "Fantasy Filmfest" ja auch gerade, um unterhaltsame "Underground"-Filme zu sehen, die den Mainstream hierzulande wohl nie erreichen werden - aber trotzdem (oder gerade deswegen) ansprechend sind. "The Restless" bietet Fantasy-Action in der Tradition von neueren Filmklassikern wie "Hero" (Ying xiong) oder "Tiger & Dragon" (Wo hu cang long). Es geht also vorwiegend um perfekte CGI-Effekte mit Schwertkampf-Szenen und wild durch die Luft wirbelnden Protagonisten einerseits und malerischen, fast poetischen Sequenzen andererseits. Hauptfigur in "The Restless" ist der "Demon Slayer" Yi Gwak (Woo-sung Jung), der sich seinen Lebensunterhalt damit verdingt, seinen Mitmenschen die Dämonen aus der Unterwelt vom Hals zu schaffen. Einst war Yi sogar Anführer der Chuyongdae, einer Art "Anti-Dämonen-Brigade" des Königs. Doch als sein Meister und Mentor Ban-chu (Jun-ho Heo) einen Putsch gegen den König und seinen dekadenten Adel versuchte, wurde die Truppe aufgerieben und aufgelöst. Jetzt ist nur noch Yi übrig. Er vagabundiert durchs Land, während er von den könglichen Truppen gesucht wird, die ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt haben, auch wenn er gegen den Putsch war. Als er wieder einmal eine Dorfgemeinschaft von ein paar Dämonen befreit, hintergehen die Dorfbewohner Yi und mischen ihm ein Schlafmittel ins Essen, um ihn an die könglichen Truppen zu verkaufen. Yi gelingt dennoch die Flucht, bevor die Truppen ankommen. Er schafft es, sich in eine versteckte "Blockhütte" im Wald zu retten, noch bevor das Schlafmittel wirkt. Als Yi wieder erwacht, befindet er sich in "Midheaven", einer Art "Durchgangsstation" für Tote vor der Reinkarnation. Doch irgendetwas ist schief gelaufen, denn Yi ist gar nicht tot. Der Vorteil ist, dass Yi so immer noch sein spezielles Schwert führen kann, welches den Lebenden vorbehalten ist. Und dieses Schwert braucht er dringend, wie sich nun schnell herausstellt. Denn in "Midheaven" ist der klassische Kampf zwischen Gut und Böse ausgebrochen. Auf der einen Seite stehen die so genannten "White Reapers", die Beschützer von Midheaven, auf der anderen Seite Ban-chu mit seiner alten Chuyongdae-Truppe und jeder Menge Dämonen. Obwohl ursprünglich ja ein Dämonenjäger, hat sich Ban-chu seine Kenntnisse nun zunutze gemacht, um die Dämonen für seine Zwecke einzuspannen. Er greift in Midheaven nach der Macht, um von dort aus mit seinen Dämonen in die Welt der Lebenden durchzubrechen. Doch die "White Reapers" haben Midheaven im Angesicht der Gefahr kurzerhand abgeriegelt, niemand kommt hinaus, niemand herein. Um nun das Tor zu den Lebenden zu öffnen, braucht Ban-chu den "Holy Stone", welchen er in den "Pool of Reflection" (eine Art blubbender "Whirlpool") einführen muss. Der Stein ist im Besitz des letzten "White Reapers" (die anderen wurden von den Dämonen bereits eliminiert), einer Frau namens So-hwa (Tae-hee Kim). Also schickt Ban-chu seine Schergen, um So-hwa zu töten und ihr den heiligen Stein zu entwenden. Just in diesem Moment taucht jedoch Yi in Midheaven auf und rettet So-hwa vor dem Zugriff. Was Yi antreibt, ist allerdings nicht die pure Hilfsbereitschaft, vielmehr hat er in So-hwa seine ermordete Frau Yon-hwa wiedererkannt. Yon-hwa wurde vom Pöbel einer Dorfgemeinschaft der Hexerei bezichtigt und in ihrem Haus lebendig verbrannt, während Yi hilflos zusehen musste. Yon-hwa letztes Versprechen an Yi war, ihn niemals zu vergessen. Und nun ist aus Yon-hwa der "White Reaper" So-hwa in Midheaven geworden. Das Problem: Ihre Erinnerungen gingen alle verloren, sie kann sich nicht mehr an Yi erinnern und somit ihrem Versprechen, ihn nie zu vergessen, nicht nachkommen. Trotzdem fühlt sich Yi verpflichtet, So-hwa zu beschützen, da er sie immer noch liebt. Auch Yi und So-hwa müssen sich zu Ban-chu und dem "Pool of Reflection" aufmachen, denn genauso wie Ban-chu den heiligen Stein in den "Pool of Reflection" einführen muss, um das Tor zur Welt der Lebenden zu öffnen, muss So-hwa den Stein einführen, um sicherzustellen, dass die Toten von Midheaven aus den Reinkarnationszyklus beginnen können und dass "neue" Tote nach Midheaven gelangen. Gleichzeitig würde dies dann auch das Ende von Ban-chu und seinem Feldzug bedeuten. Der "Holy Stone" muss also so oder so in den "Pool of Reflection", es kommt nur darauf an, wer ihn zu welchem Zweck einführt. Nach verschiedenen Konflikten kommt es zu einem klassischen End-Showdown. Ban-chu hat es geschafft, So-hwa zu entführen, Yi kommt, um sie zu befreien. Ban-chu gelingt es zunächst, Yi niederzuringen, doch als So-hwa (samt "Holy Stone") in den "Pool of Reflection" steigt, wendet sich das Blatt. Yi kann Ban-chu besiegen, erliegt aber ebenfalls seinen Verletzungen. Seine letzte Bitte in den Armen von So-hwa ist, dass er sie (bzw. Yon-hwa) in seinem nächsten Leben wiedersehen möge. "The Restless" ist in erster Linie ein Fest für die Augen. Formvollendete CGI-Sequenzen mit gut choreographierten Kämpfen und einer wunderschönen Bildsprache fesseln den Zuschauer. Selbst die getöteten Kombattanten gehen nicht in einem Blutbad unter, sondern lösen sich alle fast sanft (da schnell und scheinbar schmerzfrei) in Asche auf. Dadurch mutiert der Film nie zu einem klassischen Slayer-Streifen mit abgetrennten Gliedmaßen, sondern wirkt selbst in eigentlich brachialen Szenen "poetisch". Was dagegen eher anstrengend rüberkommt, ist Dong-oh Chos (der auch das Drehbuch schrieb) Versuch, dem Film durch pseudo-philosophische Fragestellungen und einer kitschigen Liebesbeziehung etwas mehr Tiefgang zu geben. In auf Dauer ermüdenden Dialogen geht es darum, ob So-hwa sich trotz des gelöschten Gedächtnis' wieder in Yi Gwak verlieben kann, ob Liebe zwischen einem Lebenden und einem (per Definition emotionslosen) "Himmelswesen" überhaupt möglich ist; darum warum Erinnerungen für die Menschen so wichtig sind, selbst wenn sie mit Schmerzen verbunden sind. Da der reichlich absurde Plot des Films (es gibt zahlreiche Widersprüche und Ungereimtheiten) ohnehin nicht besonders trägt, wäre es vielleicht besser gewesen, mehr Actionsequenzen einzubauen oder aber den Film insgesamt zu kürzen. So aber wirkt er streckenweise doch etwas langatmig. Insgesamt muss man Dong-oh Cho dennoch bescheinigen, dass ihm ein sehenswerter Fantasy-Epos gelungen ist. Um ihn zu genießen, muss der Zuschauer allerdings bereit sein, über inhaltliche Schwächen und eine gewisse Langatmigkeit hinwegzusehen. Stattdessen sollte man einfach nur die visuelle Umsetzung auf sich wirken lassen. nw
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