JULI
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2003
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"Outdoor"
- Wildnis für Anfänger
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Das "outdoor" Magazin, monatlich für 3,95 € im Handel erhältlich, bietet nach eigener Aussage auf der Titelseite "Travel, Tests & Action". Könnte man anhand dieser Schlagworte und des Titels riskieren, in eine Debatte über nicht notwendige Anglizismen zu verfallen, kommt die Vermutung auf, das Heft habe sonst nichts interessantes zu bieten und müsse daher mit diesen "coolen", neusprachlichen Lockrufen die Käuferschar anlocken. Diese Vermutung lässt auch die "abenteuerliche" Gründungsgeschichte der Zeitschrift zu: Die Idee zu einem Magazin "von Trekkern für Trekker" kam dem inzwischen ausgeschiedenen Chefredakteur Till Gottbrath nach eigenen Aussagen 1985 in einer Hütte im Torres del Paine Nationalpark in Patagonien (nachzulesen im 4-Seasons Magazin vom Mai 2003). Zu dieser Zeit finanzierte er seine ausgedehnten Reisen rund um den Globus als Leiter von Trekkingtouren und durch den Verkauf von Bildern aus den entlegendsten und wildesten Gegenden der Welt, die er bereiste. In die Realität umgesetzt wurde das Zeitschriften-Projekt knapp drei Jahre später, als der Rotpunkt Verlag einen Chefredakteur für eben ein solches Magazin suchte und dabei auf den damals 27-jährigen Till Gottbrath stieß, für den bis dahin der Journalismus nur ein Hobby war. Doch was erwartet den Leser in dieser Zeitschrift, die langsam den Kinderschuhen entwachsen sein sollte? Eigentlich genau das, was die Vision des Gründungsvaters war: Tourenberichte aus Nepal, Burkina Faso, Italien und Deutschland bieten eine abwechslungsreicher Mixtur sowohl für das große Fernweh, als auch für den Kurztrip zwischendurch. Dennoch erscheint die journalistische Qualität der Berichte mitunter fraglich. So kann man im Bericht über eine Fahrradtour durch drei afrikanische Länder lesen, dass die Autoren, während ihrer Reise an Malaria erkrankt, bemerkten, dass ein vorherige Prophylaxe doch hätte ratsam sein können. Geht es wohl doch eher darum, den Lesern zu zeigen, wie taff man ist, statt eine fundierte, vernünftige Informationsquelle zu sein? Doch nach dem teilweise mühselig zusammengeschustert wirkenden Teil der Erlebnisberichte von Outdoor-Touren, hat das Heft noch informative, lesenswerte und mitunter unfreiwillig komische Informationen zu bieten. So bieten die zahlreichen Produkttests dem Leser einen Anhaltspunkt in der großen, bunten Welt der Outdoorprodukte. Aus dem Juniheft ist dabei der Test von Familienzelten besonders hervorzuheben, die alle praxisnah von mehreren Familien während eines Wochenendes auf Kriterien wie Aufbau, Qualität, Belüftung und Platzangebot hin begutachtet wurden. Dies kann dem potenziellen Käufer ein unabhängig von der Marketingabteilung des Herstellers entstandene Analyse der Vor- und Nachteile bieten, ohne sich erst selbst im Laufe der Zeit über die Unannehmlichkeiten des Produkts klar zu werden. Den Höhepunkt der Juniausgabe bildet jedoch der Bericht über Körperpflege auf Outdoor-Touren. Konnte man bis dahin vermuten, dass sich das Heft an ambitionierte, erfahrene Menschen richtet, die sich gerne in der Natur aufhalten, so stellt dieser Bericht alle vorher gewonnen Eindrücke wieder in Frage. Verziert mit einer auf dem berühmten "Donnerbalken" sitzenden Frau, die dabei in der FAZ liest (absolut realistisch bei ausgedehnten Touren in die Wildnis!), findet man Hinweise wie (ich zitiere): "Benutztes Klopapier nicht herumliegen lassen" und "Nicht direkt in den Fluss kacken". Danke auch für die direkte Wortwahl. Dem ganzen wird jedoch die Krone aufgesetzt, als die Autorin des Artikels (ist sie die FAZ-Leserin?) lobend auf das Buch "Basiswissen für draußen: Outdoor Sex - Vorbereitung, Technik, Varianten" verweist. Wenn dieses Magazin für Leute geschrieben ist, die sich scheinbar noch nie außerhalb der Zivilisation aufgehalten haben und denen daher die Verrichtung dieser Grundbedürfnisse extra erläutert werden muss, kann ich mich getrost mit dem Prädikat "absolut outdoortauglich" auszeichnen - und daher in Zukunft wohl auf dieses Magazin verzichten. by |