FEBRUAR
2002

 
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"Ocean's Eleven"
Steven Soderbergh
USA 2001

 

 

 

Daniel „Danny“ Ocean wird aus dem Gefängnis entlassen, in dem er wegen einer kleineren Gaunerei saß. Kaum frei, schmiedet er neue Pläne: Er will den gemeinsamen Tresor von drei Spielcasinos in Las Vegas ausräumen. Zu diesem Zweck sammelt er elf alte Bekannte um sich, jeder mit einer besonderen Befähigung (außer Brad Pitt, der ist genaugenommen nur Dekoration – aber dafür vom Feinsten).

Die Geschichte erhält die nötige Würze – wie in jedem Hollywood-Film – natürlich durch die eingebaute Liebesgeschichte. Dannys Exfrau Tez ist nämlich die jetzige Freundin von Bösewicht Terry Benedict. Außer im Raub der schönen Helena besteht dessen Missetat noch darin, daß er das alte Casino eines Freundes von Danny aufgekauft hat und sprengen läßt, „um irgend so einer steingewordenen Scheußlichkeit Platz zu machen“, wie der ehemalige Eigentümer, ein extrem exzentrischer Multimillionär und als solcher übrigens Geldgeber des ziemlich teuren Unternehmens, sagt. (Selbstverständlich verdient bereits das alte Gebäude dieselbe Bezeichnung.) Die Rache verspricht, sofern sie gelingt, für alle Beteiligten ziemlich lukrativ zu werden, denn am Abend eines Spielturniers lagern im Tresor rund 160 Millionen Dollar in bar.

Ocean's Eleven läßt den Zuschauer häufig und herzlich lachen, kommt ohne einen Tropfen Blut (einige kleinere Blessuren lassen sich nicht vermeiden) und ohne Leichen aus (!) - heutzutage leider schon genial - und erinnert bisweilen sogar an Woody Allen. Es ist ein modernes Märchen für Erwachsene, spannend, lustig und vor allem filmisch gut umgesetzt wie ein Zeichentrickfilm mit echten Schauspielern. Selbst der böse, geldgierige Terry mit seiner schmierigen Frisur und dem Mister-Spock-Blick ist beinahe liebenswert, wie er trotz seines Superhirns („Der Kerl ist eine Maschine – er spricht fließend Spanisch, Italienisch und Französisch, und jetzt lernt er Japanisch, er ist schon ziemlich gut“; außerdem hat er sämtliche Zahlen seiner Geschäfte im Kopf und immer alles und jeden im Auge – „In meinem Hotel ist man nie unbeobachtet“) schließlich der Gehörnte ist.

Nur schade, daß Dannys verrückter Haufen ausschließlich aus Männern besteht; andererseits paßt das einfach besser zur märchenhaften Allegorie auf die Befreiung der Prinzessin. An diesem Film ist selbst die Musik perfekt, die ähnlich wie bei „In The Mood For Love“ auf der immer gleichen Melodie aufbaut.

Schauspieler wie George Clooney (Danny), Brad Pitt, Matt Damon und Julia Roberts (Tez) sollen keine schlechte Handlung kaschieren, sondern einen bereits guten Film veredeln – kaum zu glauben, aber es funktioniert. Als kleiner Lacher ist sogar kurz Pacey – hier wie im richtigen Leben „Josh“ - aus Dawson's Creek als Milchbubi mit dickem Goldschmuck am Pokertisch zu sehen. - Das „Remake“ des Vorgängers von 1960 ist gut in unsere Zeit eingegliedert worden.

Die von einem von vornherein so großspurig angekündigten Film geweckten Erwartungen könnten nur allzu leicht enttäuscht werden. Mehr als überraschend passiert das aber ganz und gar nicht. Ocean's Eleven ist vielleicht das Beste, was dieses Jahr aus den USA in die Kinos kommt.

mp