DEZEMBER 01
 
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MEDIEN


Schon vergessen? "Memento"
Christopher Nolan
USA 2000

Lennart hat kein richtig funktionierendes Gedächtnis mehr. Was auch immer er wenige Minuten zuvor erlebt hat, verblaßt unaufhaltsam. Was er als „diesen Zustand“ bezeichnet, ist die Folge eines Verbrechens: Eines nachts wird seine Frau in der gemeinsamen Wohnung vergewaltigt und erschossen. Der dazugeeilte Lennart wird hinterrücks mit einem Totschläger ins Koma befördert. Als er aufwacht, kann er sich an alles erinnern, was bis zu diesem Zeitpunkt geschehen ist.

Er entwickelt eine Methode, sich zu erinnern – eine Mischung aus Instinkt und Notizen – anstatt sie auf Zettel zu schreiben, tätowiert er sie sich auf die Haut. Vervollständigt wird seine Erfindung durch die Polaroid-Kamera, mit der er die Gesichter der Leute festhält, denen er begegnet. So gerüstet macht er sich auf die Suche nach dem, der sein Leben zerstört hat – um ihn zu finden und zu töten.

Von nun an reist ein fast zum Profikiller mutierter ehemaliger Versicherungsangestellter durch die USA und meuchelt, wenn auch nicht wahllos, so doch was das Zeug hält – bevorzugt Personen namens „John G.“. Das wird uns nur teilweise und flüchtig gezeigt; so auch viele andere Szenen wie etwa die Vergewaltigung im Badezimmer.

Der Film fängt hinten an und kommt daher ohne Rückblenden und Überschneidungen nicht aus. Der Aufbau und die Idee des Films sind zweifelsfrei etwas Besonderes und Neues. Leider wird all das äußerst erfolgreich durch eines zerstört: Die Geschichte, die der Film erzählt. Memento schwelgt lustvoll in Gewaltszenen, die vielleicht nicht ihresgleichen suchen – aber ohne die der Film wenn auch nicht viel, so wenigstens etwas von der Subtilität hätte, die er zu haben versucht.

Davon abgesehen ist die Handlung ziemlich grenzwertig. Es handelt sich hier weniger um gezielte Aufschreckung des Publikums als vielmehr um eine Geschmacklosigkeit. Auch wird kaum einer der für einen Debutfilm typischen Fehler ausgelassen; kurz gesagt wird uns viel zu viel gezeigt, was sich in unserer Phantasie hätte wirkungsvoller abspielen können. Daran können auch Schauspielerinnen wie Carie-Anne Moss nichts, aber auch gar nichts retten.

Memento macht seinem Namen keine Ehre. Kurz nach dem Verlassen des Kinos verblaßt er schneller als die Erlebnisse der Hauptfigur, die übrigens gut daran getan hätte, die Waffe anfangs gegen sich selbst zu richten. Das einzige, was „verstörend“ und „schockend“ wirken könnte, wie vollmundig angekündigt – ist, was heutzutage als „Film des Jahres“ bezeichnet wird.

mp