FEBRUAR
2005

 
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In der Kürze liegt der Humus - Festival du court-métrage in Clermont-Ferrand
 

Dass die Franzosen das Kino und die Filmkunst lieben und fördern ist kein Geheimnis. Und auch der Kurzfilm hat es ihnen wohl angetan: Immerhin findet das weltweit bedeutendste Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand, also sprichwörtlich mitten in Frankreich statt. So auch dieses Jahr zum bereits siebenundzwanzigsten Mal vom 28. Januar bis zum 5. Februar 2005.

Wie lang ein Kurzfilm sein darf, damit er noch kurz ist, darüber streiten sich die Gemüter. Die zeitlichen Angaben variieren von 15 Minuten bis 60 oder gar 80. Fest steht, dass das Kino mit dem Kurzfilm begonnen hat: Als die bewegten Bilder noch in den Kinderschuhen steckten, waren längere Filme aus technischen Gründen noch nicht möglich. Außerdem wurde die Länge nicht in Minuten, sondern in Metern angegeben. Daher auch das französische Wort "court-métrage". Vielleicht muss man die Essenz des Kurzfilms neben seiner relativen Kürze also in dem "ungeheure[n] Spektrum der Formate und Genres, die gewissermaßen den Humus bilden für künftige ästhetische Entwicklungen" sehen, wie es Lars Hendrik Grass, der Leiter der internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, tut.

Cineastische Gärtner dürften sich also dieser Tage in Clermont-Ferrand freuen: An kreativem Humus fehlt es hier im Moment nicht: An zehn Veranstaltungsorten werden mehr oder weniger von morgens bis nachts ununterbrochen Kurzfilme gezeigt. Man rechnet mit 130.000 Besuchern, eine Zahl, die auch dank der humanen Eintrittspreise (3 Euro für eine Vorstellung von anderthalb bis zwei Stunden mit 4 bis 5 Kurzfilmen) wie in den letzten Jahren erreicht werden dürfte. Am ersten Tag des Festivals war der größte der Säle mit 1400 Plätzen bestens gefüllt. Doch nicht nur das Ausmaß, auch die Vielfalt, macht das Festival zum wichtigsten seiner Art: Neben dem nationalen Wettbewerb (60 Filme), begutachtet eine Jury auch den internationalen Wettbewerb (80 Filme) mit Teilnehmern aus ca.50 Ländern (z. B. Kroatien, Afghanistan, Kolumbien, China, Island, USA, Mosambik). Daneben findet die sogenannte "compétition labo" statt, die v. a. ausgefallenere Techniken, wie Digitalkamera und Super 8 ins Visier nimmt. Ergänzt wird das Ganze durch zahlreiche Programme außerhalb der Wettbewerbe: Vorführungen für Schüler und Kinder, eine Retrospektive mit norwegischen Kurzfilmen, Schattenspielkurzfilme, Clips, eine Reihe mit frankophonen afrikanischen Beiträgen und vieles mehr. Für Künstler und Produzenten bietet sich darüber hinaus der Besuch auf der parallel laufenden Kurzfilmmesse oder eine Teilnahme an Workshops und Foren an.

Die kurzfilmtechnischen Aktivitäten beschränken sich in Clermont aber nicht auf die kurze Blütezeit des Festivals: Auch der Rest des Jahres steht immer im Zeichen der Kultur des Kurzfilms: Gepflegt und gehegt wird er v. a. von der Vereinigung "Sauve qui peut le court-métrage" ("Rette wer kann den Kurzfilm"). Diese Vereinigung, die seit 1981 existiert und aus einer Gruppe von Studenten des universitären Kinoklubs hervorgeging, ist es, die das Festival organisiert, Fortbildungen zum Thema, Ausstrahlung von Kurzfilmen, etc. propagiert. Außerdem verwaltet sie das Dokumentationszentrum "La Jetée", das sämtliche Filme der Festivals archiviert und samt Dokumentation und Zusatzmaterial der Öffentlichkeit ganzjährig zugänglich macht.

Und wie man an dem Besucherandrang - übrigens ein völlig gemischtes Publikum - erkennt, ist ein reges Interesse vorhanden. Ganz Clermont scheint sich an den Veranstaltungsorten zu versammeln. Da kann man nur wünschen: Film ab und möge der Humus reichlich Frucht tragen!

bk