MÄRZ
2002

 
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MEDIEN


"8 Femmes": Seifiger geht's nicht
François Ozon
"8 Femmes" / "8 Frauen"
F 2002

 






„8 Femmes“ lief als Wettbewerbsbeitrag auf der Berlinale.

Ein verschneites Haus irgendwo in der französischen Provinz, in den 50er Jahren. Drinnen: acht Frauen, ein Mann. Der Mann ist tot. Alle Verbindungen zur Außenwelt sind gekappt. Die acht Frauen sitzen fest und wissen: Eine von ihnen ist eine Mörderin. Natürlich verdächtigen sich alle gegenseitig, und so nach und nach kommen immer mehr wohlbehütete Geheimnisse ans Licht. Nichts wird ausgelassen: Ehebruch, Homosexualität, uneheliche Kinder, Inzest, Mord, Sex, Geld und Rock’n Roll (na gut, letzteres dann doch nicht). „8 Femmes“ haut auf die Klischees: eine Seifenoper - aber eine fiese.

Der Film persifliert nicht nur den Krimi und die Seifenoper, sondern auch Frankreichs erfolgreichste Schauspielerinnen. Isabelle Huppert spielt total überzogen - aber hinreißend - die alte Jungfer, die verbissene Schwägerin des Toten, die in Wahrheit von der Liebe träumt. Emanuelle Béart ist das Dienstmädchen, eine Femme fatale, die bald keine Lust mehr aufs Bedienen hat. Fanny Ardent spielt das Luxus-Luder, die Schwester des Toten, immer dieses überlegene Lächeln im Mundwinkel. Catherine Deneuve, die frische Verwitwete, nimmt sich eher blaß aus neben diesen drei Power-Frauen. Außerdem gibt es da noch eine Köchin, die beiden Töchter des Toten und seine hypochondrige, alkoholkranke Schwiegermutter. Alle acht Schauspielerinnen müssen singen: je ein französisches Chanson pro Rolle, begleitet von den lächerlichsten Tanzbewegungen.

„8 Femmes“ ist wirklich ein bißchen albern. Nette Unterhaltung, aber eben auch nicht mehr. Warum gerade dieser Film auf der Berlinale lief, ist fraglich: War die Star-Besetzung ausschlaggebend? Weit mehr verdient hätte es Zabou Breitmans wundervoller Film „Se souvenir des belles choses“, der kurz vor „8 Femmes“ in Frankreich anlief und es hoffentlich auch nach Deutschland schaffen wird. Aber das weiß man ja nie.

aw