1942 versteckte sich die jüdische Familie Frank im Hinterhaus von Otto Franks Amsterdamer Firma, um der Deportation zu entgehen. Zusammen mit der Familie Van Daan und dem Zahnarzt Dr. Dussel lebten sie auf engstem Raum. Die existentielle Erfahrung des Eingesperrtseins und der Verfolgung, die ständige Angst, entdeckt zu werden und die Konflikte, die beim Zusammenleben von acht Menschen entstehen, dokumentierte die junge Anne Frank zwei Jahre lang in ihrem Tagebuch.

„Das Tagebuch der Anne Frank“ gehört zu den meistgelesenen Büchern der Welt. George Stevens verfilmte das gleichnamige Theaterstück, das auf dem tragischen Schicksal der Familie Frank basiert. Als Traumbesetzung für die Rolle der Anne Frank galt die Holländerin Audrey Hepburn. Sie lehnte die Rolle mit der Begründung, zu alt für sie zu sein, ab. Jahre später gestand sie, die Geschichte sei ihr einfach zu Nahe gegangen. „Als die Befreiung dann endlich kam, zu spät für Anne Frank, nahm ich wieder meine Ballettstunden auf und wohnte mit meiner Mutter in Amsterdam in einem Haus, das wir mit einer Schriftstellerin teilten, und die gab mir eines Tages die Druckfahnen zu einem Buch und sagte: ‚Das wird dich interessieren.’ Es war auf Holländisch, 1947: ‚Das Tagebuch der Anne Frank’. Es hat mich am Boden zerstört... Man hat mir im Film und im Theaterstück die Rolle angeboten, aber ich war nicht in der Lage dazu. Ich weinte ununterbrochen. Ich wurde hysterisch. Ich konnte einfach nicht damit umgehen.“ Die Rolle der Anne wurde schließlich mit dem jungen amerikanischen Fotomodell Millie Perkins besetzt.

Die Geschichte der Anne Frank läßt sich sechs Millionen mal multiplizieren. Sie ist beispielhaft für Tragödien von Familien, die auseinandergerissen wurden, für einen Berg von Schmerz und Trauer, der auch nach 56 Jahren nicht bewältigt ist. Anne Frank ist das menschliche Gesicht des Holocaust. Der Kult um Anne Frank und ihr Tagebuch ist eine Respektbekundung vor dem hochbegabten Mädchen, das vielleicht eine der wichtigsten europäischen Schriftstellerinnen geworden wäre – vor einem Mädchen, das nur 16 Jahre alt werden durfte.

vh