JULI
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Bernhard
Roetzel: "Der Gentleman"
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Was für ein langweiliger Wälzer, werden viele denken, die das Buch zum ersten Mal in die Hand nehmen. Tatsächlich mag es schwer zu verstehen sein, was jemanden dazu motiviert, ein rund 360 Seiten starkes Handbuch der klassischen Herrenmode zu schreiben. Wer aber von vornherein so denkt, tut dem Buch unrecht. Zugegeben, der Titel zeugt ein wenig von Oberflächlichkeit schließlich machen nicht teure Anzüge einen wahren Gentleman aus, sondern vor allem sein Benehmen. Im absoluten Notfall hilft dafür höchstens der Knigge. Und guter Geschmack läßt sich auch nicht kaufen. Aber was spricht dagegen, schöne Herrenbekleidung zusammen mit anderen Accessoires in einem Buch vorzustellen? Das ist der eigentliche Anspruch Roetzels. So überflüssig das Buch vielleicht wirkt, es hat durchaus auch praktischen Nutzen. Für viele wird die Anleitung zum richtigen Schlagen eines Krawattenknotens vielleicht die letzte Rettung sein. Wen es interessiert und wer im Aufbruchsstreß noch die Zeit findet, kann sich bei dieser Gelegenheit auch gleich noch über die Geschichte der Krawatte informieren, übrigens hervorragend recherchiert. (Für Einfallslose wird das Gesprächsthema für den Abend also prompt mitgeliefert.) Andere erfreuen sich möglicherweise lieber an den vergleichbar aufgebauten Kapiteln über Zigarren, Schuhe, Hemden, Parfums, Uhren... Wenn es um Herrenmode geht, wie der Untertitel ja verheißt, bleibt hier wirklich kein Wunsch mehr offen. Es gilt der Satz Je länger, je lieber auch nach anfänglichen Zweifeln nimmt man das Buch mit der Zeit wirklich gerne in die Hand, ermöglicht es doch ein ungezwungenes Schmökern frei von jeglicher Versandhauskatalog-Atmosphäre. mp |