Die weltpolitischen Ereignisse haben Afghanistan spätestens
seit dem 11. September letzten Jahres in den Mittelpunkt der Medienöffentlichkeit
gerückt. Viel war und ist über dieses seit Jahren geschundene
Land geschrieben worden. Der Sänger Klaus Hoffmann legte bereits
im November 2000 mit seinem Debüt-Roman Afghana eine Reisebeschreibung
über Afghanistan vor, die um 1970 datiert ist, also noch weit
vor den Einmarsch der sowjetischen Truppen 1980. Das Afghanistan,
das Hoffmann beschreibt ist noch das exotische Traumziel für
Hippies und Kiffer der frühen 70er ein Land wie
im Märchen: vermummte Frauen, Droschken, Pferde, blutende Hammel
das frühe Mittelalter zitiert der Klappentext.
Inzwischen liegt Hoffmanns Roman auch als Taschenbuch, Hör-CD
und für eingefleischte Hoffmann-Fans auch als Lesung und Konzertmitschnitt:
Afghana eine literarische Reise vor.
Klaus Hoffmann erzählt in Afghana die Reise des 18jährigen
Paul Lachmann, der nach Abschluß seiner kaufmännischen
Lehre im Groß- und Außenhandel für Eisen und Stahl
mit seinem Kumpel Siggi nach Goa aufbrechen will. Der Ich-Erzähler
Lachmann beschreibt den kleinbürgerlichen Mief seines Elternhauses,
seine allmächtige Königinmutter, den dumpfen
Bruder und den zurückhaltenden Stiefvater von der BVG. Paul Lachmann
lebt erst nachts auf, wenn er in Clubs im Kudamm Milieu auf
seiner Gitarre aufspielt. Leider zieht sich die Beschreibungen seines
piefigen Berliner Alltags auf den ersten 300 Seiten in
die Länge, bis Siggi und Paul schließlich im Käfer
des Stiefvaters Richtung Türkei aufbrechen. Der Konzert-Mitschnitt
rafft die Geschichte deutlich zusammen und untermalt sie mit typischen
Hoffmann-Songs.
Bis Goa kommen die beiden Männer nicht, sie stranden in Afghanistan,
aber Paul Lachmann findet fern von Berlin zu sich selbst und erkennt,
wie er sein Leben meistern will. Das klingt pathetisch, Klaus Hoffmann
gelingt aber eine poetische Reisebeschreibung und Identitätsfindung.
Die Blüte, in der Afghanistan einst stand, trotz aller Armut,
wird in der Erzählung deutlich. Die Buddha-Statuen von Bamiyan,
die inzwischen längst von den Taliban gesprengt sind (auch auf
dem Cover des Taschenbuches zu sehen), werden zur Kulisse einer ersten
intensiven Liebesnacht des jungen Paul.
In einem Interview der Saarbrücker Zeitung vom 24.11.2000 erklärt
Klaus Hoffmann:
Das Konstrukt des Romans ist autobiographisch, die erzählte
Geschichte jedoch märchenhafter als die tatsächliche. Trips
nach Goa und Afghanistan habe ich öfters gemacht, doch wenn ich
diese nun nachzuerzählen hätte, wären sie nicht so
träumerisch und gedankenreich. Es war nicht beabsichtigt, Album
und Roman gleichzeitig zu veröffentlichen... Was beides jedoch
zu einer Einheit werden lässt, sind die Perspektiven. Im Roman
geht es um die Titelfiguren Paul Lachmann und mich, die im Alter von
18 Jahren, also genau dem Alter, als ich mich Ende der 60er in einer
Aufbruchstimmung befand, nach etwas suchen, von dem sie eigentlich
gar nicht wissen, was es ist. Beim Schreiben des Romans, bei dem ich
mich gedanklich also genau in jene Zeit zurückversetzte, fielen
mir Ideen zu neuen Liedern und Chansons ein, bei denen ich feststellte,
dass es inhaltlich eigentlich um genau dasselbe ging wie in dem Roman.
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