APRIL
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2005
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Christoph
Heins neuer Roman auf der Leipziger Buchmesse
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Christoph Hein
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Der Schriftsteller Christoph Hein ist gerade in aller Munde. Sein Roman "Willenbrook" wurde von Andreas Dresen - dem Macher von "Halbe Treppe" - verfilmt und auf der diesjährigen Berlinale vorgestellt. Christoph Heins neuer Roman "In seiner frühen Kindheit ein Garten" ist bereits in vielen Feuilletons besprochen. Die Kontroversen um das Buch machen - ähnlich wie die Debatten um die RAF!-Ausstellung in den Berliner Kunstwerken - deutlich, wie sehr das Thema "Terrorismus und deutsche Staatsmacht" nach wie vor die Gemüter hierzulande bewegt. Auf der Leipziger Buchmesse galt Christoph Hein mit seinem neuen Roman als aussichtsreicher Kandidat für den erstmalig verliehen Preis der Buchmesse. (Ausgezeichnet wurden dann aber Terézia Mora (Belletristik), Rüdiger Safranski (Sachbuch/Essayistik) und Thomas Eichhorn (Übersetzung)). Auf dem "blauen Sofa" im Messe-Foyer - im Rahmen einer Veranstaltungsreihe von Aspekte/ZDF, der ZEIT und dem Bertelsmann-Buchclub - hatte Christoph Hein in Leipzig am 19. März für ein halbstündiges Forum Platz genommen. Hein machte dort deutlich, dass ihn der Fall Wolfgang Grams und die nicht zufriedenstellend geklärten Umstände seines Todes am Bahnhof von Bad Kleinen zu seinem neuen Roman inspiriert haben. Dabei ist es ihm weder darum gegangen, den Fall Wolfgang Grams neu aufzurollen, noch dessen Lebensgeschichte und Weg in und mit der RAF zu schildern. Hein hat sich bewusst für einen fiktiven Protagonisten, Oliver Zurek, entschieden. Das Studium der Gerichtsakten, die den Fall von Bad Kleinen beleuchten, hat er jedoch akribisch recherchiert; hier bemüht sich sein Buch um dokumentarische Detailtreue. Heins zentrale Frage ist, wie die deutsche Staatsmacht mit dem Fall Wolfgang Grams umgegangen ist. Was sagen die Ungereimtheiten um Grams' Tod über die Auseinandersetzung des Staates mit Terrorismus aus? Hein wunderte sich über die Kritik, dass er als Ostdeutscher "ein so westdeutsches Thema" aufgreift. Terrorismus ist ein internationales Thema und keins von Ost oder West allein. Auch auf anderem Gebiet - auch hier nicht ohne Ost-West-Kontroverse
- hat Hein von sich Reden gemacht. Lange ist er als aussichtsreicher
Kandidat für die Intendanz des Deutschen Theaters in Berlin-Mitte
gehandelt worden. Nicht die ihm entgegenbrachte Kritik, sondern die
Sparzwänge des Berliner Haushalts haben ihn bewogen, dieses Amt
nicht anzutreten. Wo kein Geld ist, ist auch kein Raum für die
kreative Gestaltung eines Theaters. Hein hätte es bedauert, sein
schriftstellerisches Schaffen dem Theater unterzuordnen. Wir dürfen
auf weitere Schöpfungen aus seiner Feder gespannt bleiben. |