APRIL
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2004
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Jostein
Gaarder: "Das Orangenmädchen"
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Jostein Gaarder |
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Jostein Gaarder sorgt für Aufregung. Die Kritiker zerbrechen sich die Köpfe, wo sie das Schaffen des Norwegers (Jahrgang 1952) einordnen sollen. Man sagt, er schreibt für Kinder, denkt aber an Erwachsene. Seine Bücher werden sowohl von Alten, wie von Jungen auf allen Kontinenten gelesen. "Sofies Welt", seine bekannteste Erzählung, wurde in 45 Sprachen übersetzt und stellte sich als der am besten verkaufte Titel des Jahres 1995 heraus. Diese und andere Erzählungen konnten zahlreiche Adaptionen und Bearbeitungen erleben. In seinem neuesten Buch schreibt Gaarder wiederum scheinbar für einen minderjährigen Leser, doch spricht er dabei äußerste Angelegenheiten direkt und ohne Umschweife an. Der Held von "Das Orangenmädchen", ein moderner, 15-jähriger
Norweger, bekommt eine Sendung von seinem Vater, der seit zwölf
Jahren tot ist. Die Sendung erweist sich als Brief, den der unheilbar
kranke Vater vor seinem Tod verfasst hatte. Die dramatische Lebensgeschichte des Vaters wird zu einem universellen Gleichnis über die Unbeständigkeit des Lebens und die Unfähigkeit, die Welt zu begreifen. "Stell dir vor, du stehst an der Schwelle dieses Märchens, vor vielen Milliarden Jahren, als alles entstand" - schreibt er an seinen Sohn. -"Du kannst entscheiden, ob du irgendwann geboren, und auf diesem Planeten leben wirst. Du weißt weder, wann dies geschehen soll, noch, wie lange es dir erlaubt sein wird, hier zu bleiben. Du weißt nur, dass wenn du dich entscheidest, auf diese Welt zu kommen, du irgendwann gezwungen sein wirst, dich von ihr zu trennen und alles zu verlassen. Was würdest du wählen, Georg, wenn es eine höhere Macht gäbe, die dir eine derartige Wahl erlaubt?" Dieser Brief soll für den Sohn, der langsam in das Erwachsenenleben eintritt, eine Stütze sein. Er soll ihn an die größten Geheimnisse und Paradoxe der Existenz gewöhnen, an die Liebe, die Leben schenkt, und gleichzeitig den Tod impliziert. Das Leben kann ein faszinierendes Märchen sein, unter der Bedingung, dass man seine Regeln akzeptiert, die jedoch nie endgültig verstanden werden können. Das Buch sündigt, trotz zahlreicher sentimentaler Höhenflüge und Sentenzen, nicht mit billiger Didaktik. Die reinigende Funktion schreibt Gaarder der Kunst zu. Es ist das Schreiben, welches dem Vater erlaubt, sich mit der Welt abzufinden, und welches zum Träger der Werte wird, die der Vater seinem Sohn vermitteln möchte. "Das Orangenmädchen" wird die Zweifel der Kritiker,
für wen Jostein Gaarder nun schreibt, nicht zerstreuen. Am nächsten
der Wahrheit wäre - er schreibt für uns alle. jh |