AUGUST
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Cindy Shermans
Untitled Film Stills
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Wer
Bilder sehen will, schaue auf |
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Von 1977 bis 1980 schuf die amerikanische Künstlerin
Cindy Sherman ihre Untitled Film Stills: 69 Schwarz-Weiß-Fotografien,
auf denen die 23jährige Sherman verschiedenste Frauentypen personnifiziert.
Sie ist Sekretärin, Arbeiterin, Unschuld vom Land, Verführerin,
Opfer in einem Film noir, Bibliothekarin, Femme Fatale, Hausfrau. All
diese Frauentypen sind Kunstfiguren aus dem Film noir und den B-Movies
der 40er und 50er Jahre. Sie entsprechen den Vorstellungen einer Generation,
welche als erste mit dem Fernseher aufwuchs. Auf den ersten sechs Untitled
Film Stills etwa ist eine unbekannte blonde Schauspielerin zu sehen,
die der Betrachter dennoch aus dem Fernsehen zu kennen meint, so sehr
entspricht sie dem Klischee einer blonden Schauspielerin.
Die Figuren sind gefangen in ihrer Rolle, definiert durch ihre Posen, ihr Make-Up, ihre Kleidung. Sherman bietet sich dem voyeuristischen Blick des Betrachters an und spielt mit Wünschen, mit der männlichen Begierde - mit der Vorstellung einer Frau. Doch sie erfüllt die Rolle nie ganz: Durch minimale Abweichung verdeutlicht sie das Klischee als solches. So ist der Schmutz auf Untitled Film Still #35 eine Idee zu dick aufgetragen, und die Yuppie-Dame auf #50 trägt eine verrutschte Perücke. Figuren und Situationen sind konstruiert und sollen auch so wirken. Bei genauerem Hinsehen fällt mitunter das Kabel des Selbstauslösers auf, wie auf #10. Tatsächlich fotografierte sich Sherman meistens selbst, ist zugleich Art Director und Model. Die Bilder wirken wie Film-Standbilder, wie Filmwerbung, die dem Betrachter eine Geschichte versprechen soll und ihn neugierig machen soll. Wenn auf Untitled Film Still #11 eine teuer gekleidete Frau auf einem Bett in einem winzigen (Hotel-)Zimmer liegt, fragt man sich, ob diese Frau nun reich ist oder arm, ob sie gar eine Prostituierte ist, oder welches andere Geheimnis sie umgibt. Der Betrachter kann seine eigene Geschichte zu dem Standbild erfinden. Das Reizvolle an Shermans Fotos ist nicht nur ihre Ästhetik, sondern vor allem ihre Ironie. Untitled Film Stills ist eine Reise durch die wunderbare Welt der Klischees. aw |