NOVEMBER
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2003
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Historienbilder erzählen: David, "Der Schwur der Horatier" |
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Jacques-Louis David (1748-1825) siehe auch: |
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Für sein Gemälde "Der Schwur der Horatier" nimmt David eine Erzählung aus dem Ersten Buch des Livius zur Vorlage. Demnach war es zwischen Rom und ihrer Mutterstadt Alba zum Krieg gekommen. Um den Verlust ihrer Heere zu vermeiden, beschlossen die beiden verfeindeten Städte, den Streit in einem Zweikampf zu entscheiden. Zu beiden Seiten diente ein Drillingsbrüderpaar, die Horatier für Rom und die Curatier für Alba. Auf sie fiel die Wahl. Zwei der Horatier kamen während des Kampfes ums Leben, doch auch die Curatier waren verwundet. So griff der letzte Horatier zu einer List: Er tat, als ob er fliehen wollte, und tötete die je nach Verwundung unterschiedlich schnell nachsetzenden Curatier einen nach dem anderen. Rom trug damit den Sieg davon. Doch die Schwester des Horatiers hatte sich mit einem der Curatier verlobt und brach in lautes Wehklagen aus, als sie von dem Tod ihres Geliebten erfuhr. Der Horatier geriet über ihre Vorwürfe so in Wut, dass er sie niederstach. Dieses Verbrechen sollte nicht ungesühnt bleiben, und so wurde der Horatier zum Tode verurteilt. Doch da trat sein Vater vor, um das Volk um Gnade zu bitten. Angesichts der Heldentaten seines Sohnes hätte seine Tochter den Tod nur verdient. Das Volk ließ sich überzeugen und begnadigte den Horatier. Die dargestellte Szene in Davids "Schwur der Horatier" stellt nicht den Moment des Dramas selbst dar, sondern den Moment davor. Die drei Brüder vereinen sich im Schwur vor ihrem Vater, bevor sie gegen die Curatier antreten werden. Rechts sind die weiblichen Mitglieder der Familie zusammen mit den Kindern zu sehen. Zwischen den beiden Gruppen tut sich ein scharfer Kontrast auf: Während die Männer stehend eine starke, starre Haltung von heldenhaftem Pathos einnehmen, sitzen die Frauen in sich zusammengesunken da, resigniert und schwach. Diese beiden Haltungen stellen auf der einen Seite das Öffentliche,
auf der anderen das Private dar: Die Männer sind bereit, ihr
Privatleben für das Wohl des Staates zu opfern, während
die Frauen an den zwischenmenschlichen Bindungen hängen und unter
dem herandrohenden Unglück leiden. Indem beide Standpunkte nebeneinander
gestellt werden, wird ein innerer Konflikt aufgezeigt: Welche Werte
wiegen schwerer? Beide Positionen haben ihre Berechtigung, doch wird
am Ende das Wohl der Allgemeinheit siegen: Indem sie ihr persönliches
Glück über das Wohl Roms stellt, so die Aussage, hat die
Horatierin ihren Tod verdient. Im Einsatz des Individuums zugunsten
der Allgemeinheit verkörpert Davids Werk somit den Geist der
sich anbahnenden Französischen Revolution. aw |