FEBRUAR
01
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Goyas
Schauervisionen
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Saturn verschlingt sein Kind, die Augen irr, die Haare wirr, der K�rper d�rr, das Kind voll Blut. So einen Anblick w�rde man sich nicht gerade gern als Poster an die Wand h�ngen. Goya hat aber genau das getan: Er hat sich dieses Schauerbild an die Wand seines Landhauses gemalt. Zunehmend taub zieht sich Goya 1819 in dieses Landhaus au�erhalb von Madrid zur�ck. Er entrinnt nur knapp dem Tod, aber kaum ist er kr�ftig genug, macht er sich wieder ans Malen. F�r ein paar Jahre will er auf keinerlei Publikumsgeschmack R�cksicht nehmen. Was tut Goya, wenn er nur f�r sich selbst malt? Er malt mit �l vierzehn Schwarze Gem�lde direkt auf die Wand, d�stere, beklemmende Bilder. Da ist ein Hexensabbat, ein Pilgerzug in finsterer Berglandschaft, M�nner, die im Treibsand versinken, Judith, die Holofernes erschl�gt, Saturn, der sein Kind verschlingt. Bittere Gedanken m�ssen seinen Kopf umtreiben, da� er sich und seiner Gef�hrtin Leocadia freiwillig solche Alptraumvisionen vor die Augen setzt, voll von Grauen, Gewalt und Fanatismus. Zuvor hat sich Goya als Hofmaler einen Namen gemacht. Er malte Portr�ts, er malte �Die nackte Maya�, ein skandal�ses Bild. Er malte Stierk�mpfe, Szenen aus dem b�uerlichen Leben. Er malte gegen die Inquisition und gegen den Krieg. Auch seine Gesellschaftssatire Caprichos, eine Serie von 80 Drucken, hat Aufsehen erregt. Zwar fasziniert an diesen Bildern der kritische Gedanke - selbst bei den Hofbildern gelingt es Goya, die Hohlheit der adligen Portraitierten mit darzustellen - aber seine wahre Berufung scheint doch in der Darstellung des Phantastischen zu liegen. Sobald er sich n�mlich nicht mehr in den engen Grenzen von Hofrepr�sentation und Auftragsarbeit befindet, gelangt seine Faszination f�r die Grenzen der Vernunft an die Oberfl�che - bei den Caprichos bereits nicht zu �bersehen, in seinen Schwarzen Gem�lden und in seinen letzten Lebensjahren das Hauptthema. Dabei liefert sich Goya in einer Weise den Untiefen der Phantasie aus, an die sich erst die Surrealisten des 20. Jahrhunderts wieder heranwagen werden. Goyas Saturn ist nicht nach streng anatomischen Prinzipien konstruiert, wirkt wie hingewischt - und ist doch erschreckend lebendig, frisch aus dem Traum entstiegen. aw |