APRIL
2002

 
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KUNST

 

Abstrakter Expressionismus (1945-1960)
Aus urheberrechtlichen Gründen kann Ceryx
für die modernen Epochen kein Bild zeigen.



Die Nachkriegszeit bringt besonders in Europa künstlerische Orientierungslosigkeit mit sich: Der nationalsozialistische Bildersturm hat zu einer Verarmung der europäischen Kunstszene geführt; viele Künstler sind in die USA emigriert. Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs stellt sich zudem die Frage, was die Kunst überhaupt noch leisten kann.

In den USA sieht die Situation günstiger aus: Die amerikanische Wirtschaftskraft ermöglicht ein ausgeprägtes Mäzenatentum. 1929 wurde in New York das Museum of Modern Art auf privater Grundlage gegründet und finanziert, zehn Jahre später folgte ebenfalls in New York das Guggenheim-Museum. Diese beiden Museen, die europäischen Künstler-Emigranten und die privaten Sammler tragen viel dazu bei, daß New York als Kunstmetropole Paris bald den Rang abläuft.

Edward Hopper entwickelt einen der Neuen Sachlichkeit ähnlichen Realismus: In seinen Großstadtbildern wie Nachteulen beschreibt er die Anonymität des Menschen.

Abstrakte Malerei

Tonangebend für die Kunst der Nachkriegszeit ist jedoch die Abstraktion. Die Künstler lehnen die gegenständliche Kunst vor allem aus ideologischen Gründen ab: Sie scheint ihnen verbunden mit der NS-Kunst und dem Sozialistischen Realismus des Ostblocks. Abstrakte Malerei hingegen soll mit ihrer unverbindlichen Offenheit den freien Westen verkörpern.

Anders als die Künstler nach dem Ersten Weltkrieg glauben die Künstler nicht mehr daran, mit ihrer Kunst die Welt verbessern zu können. Stattdessen treten individuelle Ausdrucksformen in den Vordergrund, was zu einer Vervielfältigung der Stile führt. Dem Publikum fällt der Umgang mit den abstrakten "Schmierereien" oft schwer. Durch die Botschaftslosigkeit der Bilder ist der Betrachter auf seine eigene Einbildungskraft angewiesen: Er soll nicht mehr aus einem Bild lesen, sondern etwas in es hineinsehen.

Wols als Vertreter des Tachismus schafft in Fortsetzung der surrealistischen écriture automatique phantasievolle Farbgebilde.

Informel Action Painting

Jackson Pollock schleudert die Farbe von dicken Pinseln und aus durchlöcherten Büchsen auf eine auf dem Boden liegende Leinwand. Damit verweigert er sich dem "Malen" im klassischen Sinn. Durch die vollständige Bedeckung der Leinwand (all-over-Malerei) ergibt sich der Eindruck, das Bild könnte ewig weitergehen. Der Betrachter soll sein eigenes Bild schaffen; es entsteht erst im Moment des Anschauens. Da das Bild Protokoll einer tatsächlichen Aktion ist, nennt sich Jacksons Kunst Action Painting. Die Bezeichnung informel kommt aus dem französischen im Sinne von "ohne (abbildliche) Form".

Geometrische Abstraktion

Die Maler der geometrischen Abstraktion wollen jegliche individuelle Handschrift aus ihren Bildern ausschließen. Dazu verwenden sie klare, glatte Farbflächen, die zu Ruhe und Versenkung einladen.

Vor Barnett Newmans riesigen Bildern wie Who's afraid of Red, Yellow and Blue verlieren Zeit und Raum ihre Bedeutung; Farbflächen beginnen zu vibrieren. Mark Rothkos verschwimmende Farbrechtecke haben den Effekt von tiefer Räumlichkeit, während gleichzeitig der stoffliche Farbauftrag die Oberfläche betont. Ad Reinhardts Bilder sind auf dem ersten Blick einfarbig, weisen aber nuancierte Farbskalen auf, die sich erst nach und nach dem Auge eröffnen.

aw