FEBRUAR
2002

 
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KUNST

Davaj: "Russian Art Now!"

Prospekt der Ausstellung

"Aus dem Laboratorium der freien Künste in Rußland"


Ausstellung bis zum 27.02.2002
Di - So 13 - 20 Uhr
Postfuhramt Berlin-Mitte
Oranienburger Straße 35-36



www.davaj.de

„Die Welt, wie wir sie kannten, gibt es nicht mehr und wird es nicht mehr geben“ schreibt Alexej Kallima neben seiner Installation SCRATCH 2001 an die Wand. Auf einem der Videobildschirme im Foyer kann der Zuschauer den Künstler bei der Produktion dieses Werkes zusehen – mit einem Teppichmesser schneidet er geschwind einen riesigen Kratzer in die weiße Wand.

Russland ist nicht mehr so, wie wir es kannten bzw. uns in unseren Bildern, Assoziationen und Vorurteilen vorstellen – das beweist diese Ausstellung im Postfuhramt in Berlin-Mitte, wo schon vielfach zeitgenössische Kunst und Fotografie zu sehen waren.

Nur wenige Arbeiten erinnern noch an das alte Sowjetimperium. Lenin taucht in der Keith Haring ähnlichen Popart-Bilderserie Jolki-Polki der Künstlerin Marina Kolobskaja noch als Teppich-Emblem der Großmutter auf.

In der Fabrik der gefundenen Kleider, einer Installation von weißen, rotbefleckten Kleidchen und schwarzen Boxen, die beim Öffnen Hintergründe erzählen, huldigen zwei Künstlerinnen (Olga Jegerowa & Natalja Perschina-Jakinmanskaja) Vera Iwanowa Sassulitsch, die 1878 den Petersburger Stadtkommandanten erschoss.

Ob das zotig-potente Treiben der Männer mit den Gesichtern von Putin, Bush und Bin Laden auf einer durchgesessenen alten Couch politisch zu sehen ist, mag ein jeder selbst beantworten. Die Künstler dieser sibirischen Fotoserie nennen sich Die blauen Nasen. Mit ihren Videosequenzen Kino Nowosibirsk zeigten die drei (D.Bulmygin / W. Misn / K.Skotnikow) darüberhinaus Menschen, die mit ihrem bizarren Treiben, nicht recht in diese Welt zu passen scheinen.

In Destroyed Labels mischt Kerim Raginow sechs Farbfotos, ein Gemälde, Laub und zerbrochene Mercedes-Sterne zu einem Gesamtbildnis – Kritik an der Übermacht des kapitalistischen Kommerzes, der Russland heimsucht?

Am besten hat mir die „kleine Aktionskunst“ von Tatjana Hengstler gefallen. Der Besucher muss hier erst mit einem Fön ihre mit Chromason bezogenen Farbfotos (6 x 9cm) erwärmen, um einen Blick auf diese Buried Treasures zu werfen.

Weitere Künstlerbiografien und Hinweise zu der Ausstellung finden sich auf der Website www.davaj.de.

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