AUGUST
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Caravaggio
in Preußen
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Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts trugen die Brüder Benedetto und Vincenzo Guistiniani in Rom eine Kunstsammlung von ca. 600 Gemälden und 1800 antiken Skulpturen zusammen. Neben venezianischer Kunst - der ihre Vorliebe galt - sammelten sie Werke des 15. und 16. Jahrhunderts aus Italien, den Niederlanden und Frankreich. Doch sie förderten auch zeitgenössische Künstler, indem sie sie im Palazzo Guistiniani beherbergten und ihnen Bilder für die Sammlung abkauften. Zu diesen Künstlern gehörte auch Caravaggio, dessen revolutionäre Leistungen die Guistiniani früh erkannten. Caravaggios berühmtes Werk Amor als Sieger ist für Guistiniani entstanden. Der Amor bekam einen Ehrenplatz im Palazzo: Hinter einem Vorhang versteckt konnte er vor Besuchern theatralisch enthüllt werden. Seit dem 18. Jahrhundert wurde die Guistiniani-Sammlung in die ganze Welt zerstreut. Als 1815 der preußische König Friedrich Wilhelm III. nach den Befreiungskriegen in Paris einmarschierte, nahm er Kontakt zum Kunsthändler Féréol Bonnemaison auf, um seine Guistiniani-Sammlung zu erstehen. Zunächst hingen die Bilder in den Schlössern von Charlottenburg, Berlin und Potsdam, doch schon ein Jahr später gaben sie Anlaß zur Gründung des ersten öffentlichen Museums in Berlin. Ort war Karl Friedrich Schinkels 1830 vollendeter Bau am Lustgarten, dem heutigen Alten Museum. Mit der Ausstellung im Alten Museum kehrte nun ein Teil der Gemälde an ihren zweiten Heimatort zurück, nachdem sie zunächst im Palazzo Guistiniani in Rom gezeigt wurden. Die Ausstellung setzt sich zusammen aus Berliner und Potsdamer Beständen sowie aus internationalen Leihgaben. Sie beginnt mit den Vorläufern Caravaggios (so Luca Cambiasos Christus vor Kaiphas), kommt dann zu Caravaggio und den Caravaggisten wie Gerard van Honthorst, Dirck van Baburen und Nicolas Régnier und geht schließlich über Caravaggios Nachfolger bis zu den Klassizisten wie Nicolas Poussin und Claude Lorrain. Eine Bereicherung sind die Informationstäfelchen zu jedem Bild, die Auskunft geben über die Bedeutung der meist biblischen und apokryphen Themen. Neben einigen Werken aus Renaissance und Klassik zeigt die Ausstellung vor allem wunderbare Bilder der mit Caravaggio populär gewordenen Hell-Dunkel-Malerei. Aus der Dunkelheit des Hintergrundes schälen sich dramatisch beleuchtete Figuren heraus, deren Gesichtsausdruck vor allem Caravaggio aufs Meisterhafte modelliert hat. Von Caravaggio selbst sind etwa Der ungläubige Thomas, Der Lautenspieler oder Die Dornenkrönung zu sehen, und nicht zu vergessen Amor als Sieger. Hier fehlen natürlich nicht die beiden Repliken von Giovanni Baglione, auf denen ein himmlischer Amor den irdischen Caravaggio-Amor besiegt. Da Baglione nach seiner ersten Version dem Vorwurf gegenüberstand, sein himmlischer Amor trage unpassenderweise eine Rüstung, schuf er ein zweites Bild ohne Rüstung. Als zusätzliche Änderung dreht diesmal der auf dem Boden kauernde Teufel dem Betrachter sein Gesicht zu - es ist das Porträt Caravaggios. Ein weiteres interessantes Werk ist eine ungewöhnlich kräftig gebaute, eher einer antiken Gottheit ähnelnde Jesus-Statue. Es handelt sich um die erste Version von Michelangelos Auferstandenen Christus. Michelangelo hatte sie unvollendet gelassen, nachdem sich im Marmor eine unschöne Maserung zeigte. Frei von übertriebener Ehrfurcht vor der Hand des großen Meisters ließ Vincenzo Guistiniani die Statue zu Beginn des 17. Jahrhunderts von einem unbekannten Bildhauer vollenden. aw |