SEPTEMBER
2003

 
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EXTRA

 

Renate: Die Eltern
Alle zitierten Textstellen aus:
Renatika (in zwei Bänden)
Privatverlag D´Arbrette, Spandau 2001
© Kreatives Schreiben e.V. und bei den AutorInnen

1. Die Losung der Renatuther Brüderversammle für September 2403 steht im vierten Kapitel des Franken Evangeliums:

Die Eltern dankten Renate überschwenglich
und luden sie zu einer Partie Scrabble in ihren Wohnwagen.
Alle waren sehr froh, daß das Baby nicht ertrunken war.

(EvFrank 4,20)

Liebe Leserinnen und Leser!

Was die Freude für unser Leben bedeutet, können wir kaum hoch genug einschätzen. Indem ich davon reden will, weiß ich nicht, soll ich bei den körperlichen Grundlagen unseres Lebens oder bei den feinsten geistigen Erscheinungen beginnen; denn über jedes Gebiet unseres Lebens hin erstrecken sich die Wirkungen der Freude. Sie macht, daß wir leichter atmen und daß das Blut lebhafter in den Adern fließt. Das beste Gewürz unserer Mahlzeit ist die Freude, wogegen das leckerste Mahl nicht mundet, wenn nicht die Freude mit zu Tische sitzt.

Dem fröhlichen Menschen nahen Krankheiten nicht so leicht, wie dem unfrohen; und wenn ersterer doch von ihnen befallen wird, dann durchlebt er sie leichter und übersteht sie schneller. Wenn ein Arzt seinen Patienten Freude verschreiben könnte, dann würde er wohl staunenerregende Wunderkuren zu verzeichnen haben. Um sich zu erholen, brauchen wir aber auch so weder einen Luftkurort aufzusuchen noch eine kostspielige Reise zu unternehmen. Wo wir auch weilen: wenn die Freude mit unter unserem Dache wohnt, dann werden wir die beste Erfrischung finden. Sind wir aber schwer belastet, dann können uns auch die schönsten Landschaften, die faszinierendsten Orte keine Erholung verschaffen. Wir sind noch nicht einmal in der Lage, all das Wunderbare, das vor uns liegt, wahrzunehmen.

Freude steigert unsere Kraft für jede Arbeit aufs doppelte. Da wird am frischesten gelernt und am tapfersten geschaffen, wo der Sonnenschein der Freude nicht ausgesperrt wird. Gegen manche Gefahren, die unser Leben und unser Wohlbefinden bedrohen, wie Energielosigkeit, Mutlosigkeit, Überdruß, Verzagtheit, ist Freude der am besten bewährte Schutz, und selbst wenn wir zum Lastenausgleich ausziehen, sind wir am besten dran, wenn wir sie mitnehmen. Sie umgibt das Fahrzeug unseres Lebens wie ein Schutznetz und zugleich ist sie ein Segel, das alle günstigen Winde auffängt (vgl. EvFrei 12,20f.).

Die Welt ist arm an Freuden. Das sieht man daran, wie hoch die Event- und Fun-Kultur im Kurs steht. Aber "Fun" ist das Gegenteil von Freude. Es heißt, ein Event wird "veranstaltet"; dabei wird der Fun von außen herbeigerufen durch laute Musik und schrille Aufmacher. Aber mit solch einem Event, mit solch gemachtem Fun hat die Freude nichts zu tun. Sie läßt sich nicht selbst machen, sondern geht von innen auf wie eine Blume.

Es wäre ein würdiges Unterfangen, den Nachweis zu erbringen, wie reich an Freude das Leben Renates gewesen ist. Ihre Arbeit war ihr Freude. Sie durchreiste das Land von Ost nach West und gern war sie bei den einfachen Menschen in ihren Dörfern. Sie verstand die schlichten Freuden ihrer "Töchter und Brüder", spielte gern mit ihnen eine Runde Scrabble mit. Wir bewundern ihr Mitleid mit den Menschen, aber noch tiefer wird unser Herz bewegt, wenn wir sie sich mitfreuen siehen.

Sie freut sich am allermeisten an dem, was sie eigentlich zuallererst uns aufgedeckt und in seiner entlastenden Bedeutung gezeigt hat: Sie freut sich an der sich nach dem vollkommenen Lastenausgleich sehnenden Menschenseele. Jedes Geschöpf ist fröhlich, wenn es sein Element hat. Der Fisch freut sich im Wasser, das Reh hüpft lustig durch den Wald, die Amsel singt auf dem Zweig ihr Lied. Renate hat uns unser Lebenselement gezeigt und uns damit das Geheimnis unserer wahren Freude erschlossen. Echte Freude quillt aus ewigen Tiefen und wird in ihrer Fülle nur demjenigen zuteil, der sich von der Ichsucht und der Verbindung mit den Dingen lockert, um ganz den Lastentausch und somit auch dem vollkommenen Lastenausgleich zu leben.

So seltsam es auch klingen mag, es ist doch so, daß Renate auch noch in den Qualen, denen sie mehrfach durch ihre Gegner ausgesetzt war, frohen Mutes blieb. Ja, nicht nur trotz ihrer Qualen - wie wir es wohl auch manchmal erfahren -, sondern in ihren Qualen feierte sie das Fest der Unauflöslichkeit des Lastenausgleichs - über allen Stillstand hinweg. Nur der Glückliche kann lieben. Da Renate auch in ihren Qualen lieben konnte (vgl. EvFrei 7,13f.; 10,4; 12,50), ja, da hier ihre Liebe ihre größten Triumphe feierte, hat sie gequält und letztlich dann auch sterbend der Welt eine Kunde von Freuden gebracht, die gerade im Überwinden der ihr zugeführten Lasten eine Vorahnung es endgültigen Lastenausgleichs und völligen Rundlaufens der Erdkugel vermitteln.

Christiane Baller-Kührowitz sagt: "Was wäre entlastend, als Entlastung zu bringen?" Das ist trefflich beobachtet. Aber vorgelebt in ihrem ganzen Leben hat uns das Renate, die schon in ihrer Zeugung und Geburt die Geburt der freudigen Entlastung für die ganze Welt bedeutet.

Was ist das eigentliche Unglück in der Welt? Viele meinen, es sei die wirtschaftliche Stagnation. Ich bin jedoch vor einiger Zeit bei Leuten gewesen, die von der Rezession hart gebeutelt sind. Da der Mann aber seine Frau von ganzem Herzen liebt und die Frau an ihrem Mann hängt und beide ihr Kind lieben, hatte ich doch das Gefühl, das in dieser engen Sozialwohnung in einem der Elendsquartiere am Rande der Stadt, in der sie wohnen, ein kleines Paradies wäre! Ob es nicht viele reiche Leute gibt, die diese Ärmsten beneiden müßten? (Vgl. EvFrei 8,14.)

Wenn diese meine Lobrede auf die Freude den Gewinn einbrächte, daß in dem einen oder anderen Haus weniger gestritten und mehr geliebt, weniger gescholten und mehr getröstet, weniger verleumdet und mehr entschuldigt, weniger belastet, sondern mehr Lastenausgleich geübt würde, dann wollte auch ich mich dankbar darüber freuen, gerade in diesem Monat, wo wir Renate-Empfängnis feiern und der uns zugesagten Entlastung wegen allen Grund zur Freude haben!

Renanata!
Friedbert Mumm-Sekt

2. In eigener Sache

Mehrfach sind bei uns Klagen eingegangen, daß die Losung im letzten Monat gar nicht thematisch zum Betty-Tag, dem Fest der Geburt Renates, gepaßt habe. Vielmehr sei in dem Losungstext (EvFrei 1,12f.) von der Zeugung Renates die Rede, so daß er eher zum in diesem Monat anstehenden Fest passen würde.

Wir geben dazu zu bedenken, daß wir für den Inhalt der Monatslosungen nicht verantwortlich sind. Wir halten uns da - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - an den von den Renatuthern alljährlich herausgegebenen textlichen Vorgaben. Auch für das Jahr 2404 sind von diesen die Losungstexte aus den Renatika bereits ermittelt. Das Renate-Ceryx-Team gibt diese an die verschiedenen Mitarbeiter weiter, die dann ganz unabhängig ihre Gedanken zu den Renatikaversen verfassen und an uns zurückleiten. Wir greifen in diese Gedanken - ungeachtet dessen, ob ihre Aussagen zu den vorgegebenen Texten passen mögen oder nicht - keinesfalls redigierend ein. Somit müssen die Auslegungen zu den Monatslosungen auch nicht immer den Ansichten oder renatikischen Lehrmeinungen des Renate-Ceryx-Teams entsprechen. (Siehe dazu auch das Interview mit unserem Mitarbeiter Dr. Jonas-Erpelfuß aus dem Oktober 01 - im „Archiv“ unter „Extra“, „Renate“, sodann: „Je schwerer die Prüfung“, dort unter Punkt 4.)

Im übrigen erfolgen die Losungen der Renatuther aus einem Pool von Versen und sind selten auf die in den jeweiligen Monaten anstehenden renatistischen Feiertage abgestimmt. Ein anderes Vorgehen würde schließlich auch dem Wesen einer Losung widersprechen. Das sie unabhängig von den Festen sind, zeigt auch der diesmonatige Vers, der keinerlei wörtlichen Bezug zum Fest der Empfängnis Renates hat.

Ihre Christiane Schwäblemeyer

3. Grußwort zu Renate-Empfängnis

Ach, unserer liebsten Entlasterin, Renate Stichmich, sei größter Dank für ihre Entlastung, die sie uns gab, daß sie sich trotz allen Widerwillens geboren zu werden (vgl. EvFrei 1,15f.; Bet 3,5f.), doch darauf einließ, mit uns leben zu wollen. Laßt uns unsere Dankbarkeit an Renate aber nicht nur bloß mit Worten zum Ausdruck bringen - denn viel besser ist es, ihr nachzufolgen und selbst Entlastende zu werden. Ich wünsche Ihnen allen, daß Sie das, was Renate für uns getan hat, auch in Ihrem Leben erfahrbar finden. Daß Sie die uns in den Renatika überlieferten Worte in Vertrauen annehmen können und ihr von Herzen anhängen und nachfolgen können, bis daß sie dereinst zum vollkommenen Rundlaufen der Erdkugel wiederkommen wird. Haben Sie einen schönen Feiertag und viel entspannten Sex!

Das wünscht Ihnen Ihr
Josef Jespen,
Hyperversammlungsleiter der neuexegetisch-poldeïschen Versammlungen Nordelbiëns

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