1. Die Monatslosung der Renatuther
Brüderversammle für Februar steht im 11. Kapitel des Freiheitsevangeliums
der Renate:
Denn ich kenne die Schuldigen.
(EvFrei 11,19)
Meine Töchter, liebe Brüder!
In nur 15 Sekunden bin ich zum Bettler geworden! Der etwa
50-jährige Mann spricht diesen Satz verzweifelt und weinend in
eine laufende Fernsehkamera. Er steht inmitten einer Trümmerwüste.
Nicht aus Einwegmindmühlen, sondern aus Steinen und Schutt. Schauplatz:
Die einstige Stadt Stuttgart in der europäischen Region Schwaben.
Der verstörte Mann hat am Tag zuvor, am 25. Februar, bei einem
verheerenden Terroranschlag seine ganze Familie, sein Haus mit allem
Besitz, seine Arbeitsstelle, seine Nachbarin einfach alles
verloren. Wie betäubt stellt er die Frage: Wie soll es
jetzt weitergehen?
Ich verfolge die Fernsehbilder aus sicherer Distanz. Ich fühle
mich wohl in meinem Sessel. Das Zimmer ist geheizt, die Familie sitzt
bei mir, der Kühlschrank ist gefüllt, die Lampe geht an,
wenn ich ihn öffne, meine Arbeitsstelle ist sicher. Mir tut dieser
erbärmliche Mann irgendwie Leid. Plötzlich drängt sich
mir die Frage auf: Wie würdest du dich in einer solchen
Situation verhalten? Könntest du diesen Verlust überhaupt
bewältigen? Ich bin froh und dankbar, daß ich diese
Frage zum Glück nicht beantworten muß! Aber meine Gedanken
drehen sich weiter um diesen erbärmlichen Mann. Was ist aus ihm
geworden? Wie ist er mit diesen traumatischen Umständen fertig
geworden? Ich würde ihm als Renatist neben praktischer Hilfe
auch gerne einen Brief schreiben und ihn auf den Lastenausgleich in
Renate hinweisen. Auf das, was jetzt seine Lasten teilen und zu tragen
in der Lage ist. Aber hätte ich als Renatist auch zu schreiben
den Mut, daß ich nicht weiß, wozu diese Katastrophe gut
sein soll?
Diesen erbärmlichen Menschen kann ich nicht erreichen. Sein Schicksal
aber hat mich angerührt, in meiner Umgebung zum Lastenausgleich
beizutragen und im Sinne Renates zu tun, was ich kann.
So frage ich auch Sie: Erreichen solche Elendsbilder noch unser Herz?
Mitleid muß auch zu praktischem Lastenausgleich führen.
Renanata!
Carola Friederike Damenbarth.
2. Großes Nußmannfest!
Am 25.2. ist es wieder soweit! Kinder und Erwachsene zugleich erwarten
die Freuden des Nußmanntages.
Seit 350 Jahren steht nun der Nußmanntag für den Spaß
an der Musik und unsere persönlichsten Erinnerungen an Renate.
Wie im Freiheitsevangelium berichtet ist: Verlaß dich
auf mich. Nicht alles geschieht sofort. Die Stunde wird kommen, zu
der ich nicht mehr kommen kann. Dann wirst du beweisen, was du gelernt
hast. Es verlangt nur Vertrauen. Michael, ich glaube an dich und ich
bin Renate, wenn du das nicht vergißt, dann bleibt meine Kraft
in dir.
(EvFrei 10, 13-15) Renate glaubt an uns und ihre Kraft bleibt in uns,
so lange wir das nicht vergessen.
Der Nußmanntag ist wie alle unsere Feiertage ein Erinnerungstag.
Aber nicht nur! Die Geschichte Michael Wohlmeyers lehrt uns mehr über
den Renatismus.
Wir erinnern uns. Michael trifft Renate im Supermarkt und erkennt
sie. Die Bitte, die er an sie richtet, kennen wir nur zu gut von uns
selbst: Ich möchte ein Held sein. (EvFrank
7,14) Aber dieser Wunsch belastet ihn sehr, Renate nimmt ihm die Last
des Wunsches, aber nicht den Wunsch selbst. Michael ist bereits ein
großer Star der Musikszene, aber es verlangt ihn nach etwas
Bedeutungsvollem.
Es scheint fast, als wisse er bereits um das Schreckliche, das mit
seinem Namen verbunden werden wird. Und es scheint, als wisse Renate
um die große Bedeutung und den Segen, den Michael später
für sie darstellen wird.
Doch Renate, ich werde Schreckliches tun, um es dann
wieder gutzumachen, ist das richtig?, fragt er, Ja,
es ist gut, antwortete Renate. (EvFrank 7,17 u. 18)
Der Nußmanntag ist ein Fest der schicksalhaften Begegnung. Am
Vormittag gehen die Familien traditionell in den Supermarkt, um einen
fremden Menschen anzusprechen. Wenn sie ihn am 24. Mai wiedertreffen,
gilt das als schicksalsversprechend und verheißt Glück.
Am frühen Abend werden dann Nußplätzchen gegessen
und jeder äußert seinen Wunsch für das nächste
Jahr. Darauf wird oft in den Familien, aber auch groß in den
Versammlungen das Nußmannfest feierlich begangen.
Mit dem nächsten Morgen beginnt die Lastenzeit, die drei Monate
bis zur Renatenacht anhält.
DIE LASTENZEIT
Wie dieser Künstlerfotograf eindrücklich in seiner Fotoserie
zeigt, steht Michael Wohlmeyer für einen Weg, den wir alle zurücklegen
müssen.
Es ist daher in allen großen Metropolen der Welt üblich,
Straßen nach ihm zu benennen.
Üblicherweise ist es eine Sackgasse und weist eindeutig auf eine
Richtung des Weges.
Es ist nur eine Richtung möglich, den Weg zu verlassen.
Und, wie der Künstler in der Nußmannstraße in Freiburg
beobachtet hat, dieser Weg ist nur durch ein Links-Abbiegen zu verlassen.
Einbahnstraße und Abbiegen, zwei treffende symbolische Worte,
die uns in der Lastenzeit begleiten können.
Wir wissen: Das Leben ist eine Einbahnstraße und ziemlich
oft sind die Ampeln rot! (Lea Pold in einer Meditation über
den Nußmann. Puppenlappen 2257.)
Gerade die Lastenzeit lehrt uns, daß wir Schreckliches wieder
gut machen können, daß wir Ampeln ignorieren dürfen,
wenn es darum geht, eine Last zu transportieren. Nur der
LKW rauscht an uns vorbei! (Lea Pold, s.o.)
Als Renate am Anfang ihrer Taten stand, sagte sie zu ihren Freunden
vieles über diesen Weg, aber sie verstanden noch nicht: Die
anderen wußten nichts, verstanden nichts, auch wenn sie lange
mit Renate zusammengelebt hatten, von ihr begeistert waren, ihr nachfolgen
wollten.
Diesen Weg mußte Renate allein gehen. Auch das verstanden die
anderen nicht. Wenn sie sprach: Ihr werdet mir folgen, aber
jetzt werdet ihr mich verlassen, verstanden sie nichts.
(EvFrank 3, 33-35)
Lea Pold hat in ihren Meditationen den Kern von Renates Aussagen hierüber
deutlich getroffen: Aber natürlich ist auf der Einbahnstraße
kein Vorankommen, wenn alle sich hinten anschließen und die
Ampeln rot bleiben. Es geht also darum, abzubiegen und den grünen
Pfeilen zu folgen. Und nicht alle einem Abbieger hinterher, sondern
jeder an seinem Abzweig!
Aber wir wollen nicht vorgreifen auf alles, was Sie am 25.2. hören
werden.
Und erinnern nur im folgenden durch einen Auszug aus dem Kleinen Katechismus,
dem Segen Renates von Dr. Leo Pold an die Bedeutung heiliger Feste.
3. Unsere Feste / Dr. Leo Pold,
2077-2123
Warum hält die Versammlung das Nußmannfest?
Sie hält es, weil Renate Michael drei Monate vor ihrem Tod traf
und sein Konzert, sein Wiedersehen, der Anlaß für die Lakarier
war, sie zu töten. Wie es im Freiheitsevangelium und im Franke
Evangelium bezeugt ist:
So fuhren Renate und Susanne in die Hauptstadt. Dort gab es ein
großes Fest. Renate durfte nicht fehlen, weil viele Menschen
sie zu sehen hofften. Sie wollte sie nicht enttäuschen und befreite
schon auf der A10 viele von ihren Lasten.
Zu jedem Fest soll es also so gehalten werden, daß wir uns
die Lasten nehmen, wann immer die Gelegenheit dazu da ist. So lädt
sie auch mich hinzu als ein Glied ihrer Versammlung, und ich soll
doch nicht wähnen, ich sei ihr gehorsam, wenn ich ihre Einladung
beharrlich ausschlage.
Was geschieht am Nußmannfest?
Renate sammelt uns an einem Tisch, um uns an die Schicksalhaftigkeit
von Begegnungen zu erinnern. Sie ist unter uns und begegnet uns, wenn
wir uns begegnen. Wir essen Nußkekse, um uns an die Begegnung
Michaels mit Renate zu erinnern und wir sagen uns Wünsche an
die Zukunft, wie es Michael bei Renate tat.
Sie sagte ihm: Das ist nicht so einfach. Aber sie sagte auch:
Verlaß dich auf mich. Nicht alles geschieht sofort. Die Stunde
wird kommen, zu der ich nicht mehr kommen kann. Dann wirst du beweisen,
was du gelernt hast. Es verlangt nur Vertrauen. Michael, ich glaube
an dich und ich bin Renate, wenn du das nicht vergißt, dann
bleibt meine Kraft in dir.
(Unser Fotokünstler dokumentiert eindrucksvoll die Enge des
Weges und das Ende der Straße, die Sackgasse, anhand der Nußmannstraße
in Freiburg.
Wir danken an dieser Stelle, daß wir einzelne Fotos aus der
Serie zu diesem Anlaß abdrucken durften und verweisen auf die
Ausstellung, die die Lastenzeit über im RenateHaus in Puppenlappen
zu sehen sein wird.)
Wer ist würdig, daran teilzunehmen?
Des Nußmannfestes ist würdig, wer nicht auf sich selbst
und seine Würdigkeit, sondern allein auf Renates Segen vertraut
und ihren Worten Gewicht gibt. Suche ich neuen Wert in der Begegnung
mit Fremdem, Leben aus Renates Entlastung und Stärkung meiner
Kräfte zum Lastenausgleich, so soll ich nur kommen. Hier kann
ich finden, was ich suche. Für solche ist es bestimmt. Sie dürfen
die Kekse empfangen.
Wer es aber verachtet, wer meint, er brauche es nicht, oder Renate
nicht zutraut, der sie darin gibt, was sie verspricht, der ist unwürdig.
Der bleibe ferne davon, bis er sich eines Besseren besonnen hat, damit
ihm die Entlastung nicht zum Ikarusflug wird. Renate läßt
nicht über sich spotten.
Will jemand in der Versammlung von seinen Lasten nicht lassen und
verstockt sich beharrlich gegen Renates Begegnung, so soll er vom
Nußmannfest ausgeschlossen und dadurch zum Abbiegen gerufen
werden.
4. Die Redaktion wünscht
Ihnen einen begegnungsreichen Festtag und eine entlastende Lastenzeit.
Für Freunde der Redaktion, aber auch allen anderen, denen wir
begegnen sollen, laden wir zum Nußmanntag in die Stichmich-Versammlung
in Berlin ein, wo es in diesem Jahr um die Prophetie der Begegnungen
gehen wird.
Für weitere Informationen kontaktieren sie bitte das Institut
für kritisch theoretische Renatik, hier vertreten durch Professor
Frank Sorge.
fs / bä