1. Die Monatslosung der Renatuther
Brüderversammle für August 2402 steht im dritten Kapitel
des Franken Evangeliums der Renate:
Renate stand jetzt an einem Weg, den sie
nur allein gehen konnte.
,Ich sage zwar nie nie, abel wenn die anderen kain en Ausweg sehen,
gehe ich eben allein.
(EvFrank 3,1)
Meine Töchter, liebe Brüder!
Das Bild ruft Erinnerungen wach an vergangene Wandererlebnisse und
weckt Vorfreude auf den kommenden Urlaub. Vielleicht haben Sie das
auch schon so oder ähnlich erlebt: Da sitzen wir abends in unserem
Urlaubsquartier und studieren die Wanderkarte. Wir lesen die Wegbeschreibung
und entscheiden uns: Ja, das hört sich gut an, das ist eine schöne
Wanderstrecke und ein verlockendes Ziel. Da wollen wir am nächsten
Tag hinwandern.
Und dann geht es los. Auf den Wiesen liegt noch der Morgentau. Bald
schon sind wir auf dem Wanderweg. Die Strecke ist gut markiert. Am
Anfang stehen noch Wegweiser mit dem vollen Namen des Wanderziels.
Später dann sind nur noch die Zeichen auf Bäumen oder Steinen
aufgemalt. Wir haben uns unser Zeichen gut gemerkt, vielleicht
ein kleines weißes Kreuz oder einen gelben Punkt. Spannend wird
es immer dann, wenn sich der Weg teilt oder sich fast ganz im Gelände
verliert. Wo ist das nächste Zeichen? Wie beruhigend, wenn wir
es entdeckt haben! Wir sind auf dem richtigen Weg, dem Ziel entgegen!
Aber immer wieder passiert es auch, daß eine Weggabelung kommt
und kein Zeichen mehr zu sehen ist. Haben wir eine frühere Abbiegung
übersehen? Sind wir noch auf dem richtigen Weg? Verzweifelt versuchen
wir, die Angaben auf unserer Wanderkarte mit dem in Einklang zu bringen,
was uns begegnet war, markante Punkte, Felsen oder gar ein Andachtshäuschen
mit einem Renate-Bild. Wenn wir aber all das nicht recht deuten können,
dann stehen wir fast im Nebel, ist alles um uns verschwommen. Wir
sehen nicht mehr klar. Wenn sich nichts mehr mit unserer Karte in
Übereinstimmung bringen läßt und die Zeichen weiterhin
ausbleiben, dann hilft nur noch eins: Umkehren bis zur letzten Markierung,
an die wir uns noch erinnern, und von da an aufmerksam Ausschau halten
nach dem nächsten Zeichen.
Meine Töchter, liebe Brüder, auf unserem Lebensweg ist es
nicht anders. Renate hat ein wunderbares Ziel für uns bereitgestellt:
Der vollkommene Lastenausgleich, das Rundlaufen der Erde für
alle! Der Weg dorthin ist nicht ohne Mühsal und Beschwerden,
aber es gibt auch wunderbare Ausblicke und Erlebnisse, von denen wir
noch lange zehren können. Und dieser Weg in Renate ist gut markiert.
Die Worte der Renatika sind eindeutige Weisungen. So ist auch der
Vers unseres Monatsspruches gut bezeugt. Er findet sich nicht nur
im Franken Evangelium, sondern ebenfalls in der Lebensbeschreibung
der Renate (VitRen 3,1) und somit ähnlich auch im ersten Nußmannbrief
(1Nuß 5,26). Das in den Renatika Beschriebene ist kein Hirngespinst,
es ist von vielen unabhängig voneinander bezeugt. Das gibt uns
Sicherheit, ist eine gute Wanderkarte für unser Leben. Und wenn
wir plötzlich nicht mehr weiter wissen, dann liegt das nicht
an Renate. Dann gibt es auch auf unserem Lebensweg nur eins: Umkehren!
Der Vers der Monatslosung zeigt uns, es gab Menschen, die mit Renate
lebten. Im entscheidenden Moment fehlte es ihnen aber an Vertrauen.
Sie ließen Renate allein. Doch sie hat sich davon nicht beeinflussen
lassen. Sie ging ihren Weg weiter und gerade so eröffnete sich
uns das Ziel des großen Lastenausgleichs für alle. Wir
wissen, mit ihrem Tod war es nicht aus. Das soll uns das Vertrauen
schenken: Umkehren zu Renate, zu ihren Weisungen in den Renatika,
zur Gemeinschaft in den Versammlungen, zu den Zeichen ihrer Gegenwart,
die wir spüren können, wenn wir uns auf ihren Weg einlassen.
Ich bin mir sicher, mit Renate können Sie immer wieder neu aufbrechen.
Gerade jetzt in der Urlaubszeit, wünsche ich Ihnen, daß
Sie es mit Renate versuchen, daß Sie sich die Zeit nehmen, in
ihren Worten zu lesen. Sie werden sehen, dann wird Sie Renate nicht
verlassen.
Renanata!
Inge Bach-Mannpreiß
2. Keine Zweifel?
Auch in diesem Jahr begehen Renatisten am 28. August wieder den großen
Betty-Tag. Aus diesem Anlaß hielt das Renate-Ceryx-Team folgendes
Interview mit der orthosystenatisch-puppenläppischen Supraversammlungsleiterin
Carola Wojtusz.
Ceryx
Frau Supraversammlungsleiterin, der Betty-Tag für die meisten
vor allem das Fest der Kinder. Die Ferienzeit ist zuende. Die Tage
werden wieder kürzer. Familien und Freunde kommen zusammen, um
noch einmal gemeinsam zu feiern, zu grillen und den ausklingenden
Sommer zu genießen. Die Kinder, vor allem die frisch eingeschulten,
bekommen große Geschenke. Und abends sitzt man meist bei Herva
mit Mosel beieinander und betrachtet die Urlaubsdias. Ist der renatistische
Sinn des Festes nicht längst auf der Strecke geblieben?
Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Es ist nicht zu bestreiten, daß das so ist. Ich sehe das aber
längst nicht als so negativ an.
Ceryx
Wie meinen Sie das?
Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Daß der Betty-Tag erst einmal als ein Fest der Kinder begangen
wird, ist nicht so abwegig. Schließlich geht es ja um ein Kind,
um Renate, deren Geburt an diesem Tag gefeiert wird. Sie wissen, daß
unser Hauptkonziliat in Puppenlappen sich schon immer für die
Förderung von Ehe und Familie eingesetzt hat. So gibt es in fast
allen orthosystenatisch-puppenläppischen Versammlungen am Betty-Tag
Familienfeiern. Nach der vormittäglichen Zusammenkunft in der
Versammlungshalle wird auf dem Grundstück ein großes Kinder-
und Familienfest veranstaltet. Auch hier wird gegrillt, es gibt eine
Vielzahl von Aktivitäten, und eine ganze Reihe von Versammlungsmitgliedern
bleibt abends noch beisammen, um sich die Urlaubsdias der Versammlungsleiterin
vorzeigen zu lassen. Seitdem diese Technik aus dem 20. Jahrhundert
ihre Renaissance erfahren hat, läßt sie sich bei uns beinahe
nicht mehr wegdenken.
Ceryx
Nach den Renatika hatten es Renates Mutter, Elli die Freundliche,
und ihr Vater, Schnurrbart-Wilhelm, geradezu darauf angelegt, ein
Kind zu zeugen, das die Welt verändern sollte. Und nach dem Freiheitsevangelium
ist sich Renate bereits vor ihrer Geburt ihrer besonderen Rolle bewußt.
Klingt das nicht alles sehr phantastisch-ausgeschmückt?
Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Ach was, niemand würde heute doch noch ernsthaft bestreiten,
daß Renate gelebt hat. Ein Blick in den Bettine-Brief zeigt
dann auch, daß diese Geschichte einen ganz harten Kern hat.
Ceryx
Daß Renate gelebt hat, steht sicherlich fest. Sind jedoch diese
Erzählungen nicht eher nur Legenden, um einen Menschen in den
Augen der Welt zu überhöhen?
Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Es steht außer Zweifel, daß die Menschen in Renates Umgebung
sie so empfanden. Sie hat sie ja auch im wahrsten Sinne des Wortes
entlastet. Und was wir in den Renatika lesen sind Reflexionen über
den Grund der Wirksamkeit Renates. Es ist unbestreitbar, daß
sie etwas Übermenschliches an sich hatte. Diese Fähigkeiten
verlangten nach einer Erklärung. Abwegig ist das nicht. Und vor
allem der Bettine-Brief gibt eine direkt aus dem Munde Elli der Freundlichen
erfolgte Schilderung der Geburt Renates wider. An der Echtheit ist
nicht zu zweifeln.
Ceryx
Und trotzdem tun gerade das viele. Sie sagen: Diese blumige Begeisterung
läßt keine Objektivität zu. Wer sagt uns denn, daß
diese Worte nicht bloß einer kindlichen Phantasie entspringen?
Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Mit diesem Agnostizismus kommen wir aber nicht weiter. Es gibt bekanntlich
heute noch Menschen, die behaupten, die Erde wäre keine Kugel.
Damit wäre auch Renates Ziel vom Rundlaufen der Weltkugel hinfällig.
Solche Aussagen können wir doch keinesfalls ernst nehmen.
Ceryx
Gut, aber daß am 28. August die Renatisten die Geburt Renates
feiern, ist so zwangsläufig nicht. Weder in den Evangelien noch
im genannten Bettine-Brief, wird das exakte Geburtsdatum genannt.
Haben die Kritiker nicht recht, wenn sie sagen, diese Festlegung sei
rein willkürlich und entbehre jeder Grundlage?
Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Nicht nur der Geburtstag, auch das genaue Geburtsjahr ist unbekannt
- das stimmt. Der Grund hierfür liegt aber vor allem in der Verschleierung
von Tatsachen durch die Neo-Lakarier zur Zeit des Stillstandes. Hier
in Puppenlappen wurden alle Eintragungen des Einwohnermeldeamtes zu
Renate gelöscht.
Dennoch bin ich mir sicher, daß die frühen Renatisten mit
dem 28. August zumindest Renates Geburtstag gut in Erinnerung bewahrt
haben. Es gibt keinen Grund, dies anzuzweifeln, da gerade in Zeiten
der Unterdrückung mündliche Überlieferung eine große
Bedeutung hat.
Ceryx
Wie meinen Sie das?
Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Sehen Sie, die Evangelien als Zusammenstellungen von schriftlichen
Renate-Überlieferungen sind doch entstanden, als einige Renate-Feste
in ihren Grundzügen bereits bestanden. Daß hier die exakten
Daten nicht genannt sind, kann auch damit zusammenhängen, daß
sie bereits als allgemein bekannt vorausgesetzt wurden.
Ceryx
Aber auch der als älter erachtete Bettine-Brief schweigt sich
aus.
Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Ich möchte zunächst noch etwas zu den Evangelien sagen.
Diese sind unter bestimmten Bedingungen geschrieben. Sie haben die
Intention, authentische Renate-Überlieferung allgemeingültig
zu sichern, aber keinesfalls ein exakt chronologisches Interesse.
Am Schluß des Franken Evangeliums wird das ganz deutlich.
Sehen Sie, lange Zeit wurde ja auch kritisiert, daß der Allgemeine
Michaelstag am 25. Februar begangen werde. Der Todestag Renates steht
ja nun unverrückbar fest. Wenn sie aber den Evangelien gemäß
erst eine Woche zuvor in einem Supermarkt die Begegnung mit Michael
Wohlmeyer, dem Nußmann, hatte, dann könne der Allgemeine
Michaelstag nicht drei Monate vor ihrem Todestag gefeiert werden,
hieß es lange Zeit auf neuexegetisch-poldeïscher Seite.
Nun mußten sie aber selbst ihre Position revidieren, als die
bemerkenswerte Quelle Q gefunden wurde. Die dortige Zeitangabe nach
der Nußmann-Episode Und es war an einem Sonntag, als Renate
bei Susanne war (Q 5,1a) ist mit Sicherheit die ursprüngliche.
Demnach können zwischen der Begegnung mit dem Nußmann und
Renates Tod durchaus drei Monate gelegen haben. Es gibt also kein
Grund, an dieser alten Überlieferung zu zweifeln, selbst wenn
sie erst sehr spät schriftlich bei Eusebia belegt ist.
Ebenso wissen wir aus dem Bettine-Brief, daß es noch weitere
solcher Briefe gegeben haben muß. Und im Fragment der vierten
Renate-Legende dürfen wir auch Reste eines solchen Briefes sehen.
Wenn nun in den erhaltenen das Datum nicht genannt ist, so können
wir vermuten, daß dies in einem der verlorenen der Fall gewesen
sein kann. Es kann ja auch nicht von ungefähr kommen, daß
der Geburtstag Renates ausgerechnet Betty-Tag heißt. Es bleibt
also dabei: Es gibt keine stichhaltigen Argumente, die den 28. August
als Geburtstag Renates widerlegen könnten.
Ceryx
Aber auch keine eindeutigen Beweise.
Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Das Puppenlappner Hauptkonziliat und alle Supra- und Hyperversammlungsleiterinnen
der orthosystenatisch-puppenläppischen Versammlungen waren und
sind sich darin einig, daß es in dieser Frage keine Zweifel
geben kann.
Es ist mir klar, daß das Renate-Ceryx-Team eine eindeutig neuexegetisch-poldeïsche
Position bezieht. Um so mehr bin ich erfreut, hier einmal die alleinig
gültige des orthosystenatisch-puppenläppischen Hauptkonziliats
darstellen zu können.
Ceryx
Wir danken Ihnen für dieses Interview.
Supraversammlungsleiterin Wojtusz
Ich wünsche noch allen Ceryx-Leserinnen und -Lesern einen schönen
Betty-Tag. Renanata!
3. Grußwort zum Betty-Tag
Aus Gründen der Ausgewogenheit folgt hier ein Grußwort
Josef Jespens, Hyperversammlungsleiter der neuexegetisch-poldeïschen
Versammlungen Nordelbiëns.
Meine Töchter, liebe Brüder!
Die Geburtserzählungen in den Renate-Evangelien stellen auf der
einen Seite ein ganz persönliches, individuelles Menschenschicksal
heraus. Und gerade im Freiheitsevangelium wird dennoch die ganze Welt
mit einbezogen. Ja, Raum und Zeit können dieses Ereignis der
Geburt Renates gar nicht recht fassen. Das machen die Verse 15-26
des ersten Kapitels ganz deutlich. Hier geht es um mehr, als um das,
was bei jeder Geburt gewöhnlicherweise vonstattengeht. Renate
kommt nicht nur übertragen sondern ganz buchstäblich auf
die Welt.
Da sind zwei Menschen, die sich liebhaben. Sie haben eine Idee. Sie
wollen die Welt verändern - und sie tun dies, indem sie ein Kind
zeugen. Und hinterher essen sie gemeinsam eine Sahne-Tiefkühltorte.
Das ist die eine Seite, die ganz menschliche.
Vielleicht ist die andere sogar noch kräftiger. Denn daran lassen
die Evangelisten keinen Zweifel: Dieses Menschenschicksal ist zum
Gefäß der Weltgeschichte geworden. Ich könnte auch
sagen: Zur Entlastung der Menschheitsgeschichte. Die alle Lasten
nie begoß, die liegt in Ellis Mutterschoß, sie ist ein
Kindlein worden klein, die alle Lasten trägt allein, so
heißt es in dem bekannten Lied Dr. Leo Poldts. All das Wundersame
seit Renates frühester Kindheit weist über das Alltägliche
weit hinaus.
Wie werden Sie den Betty-Tag, den Geburtstag Renates, feiern? Natürlich
hängt das sehr von der eigenen Lebenssituation ab. Auch in unseren
neuexegetisch-poldeïschen Versammlungen werden an diesem Tag
Familienfeste abgehalten werden. Wer keine Kinder hat oder gar alleinstehend
ist, kann sich da schnell ausgeschlossen fühlen. Ich meine aber,
in irgendeiner Weise muß sich auch bei uns beides zusammenfinden:
unser eigenes Menschenschicksal, unser persönliches Leben und
die alle persönlichen Lasten sprengende Botschaft von der Geburt
Renates. Darum können wir uns nicht nur auf das ganz Persönliche
zurückziehen. In irgendeiner Weise muß auch bei uns zum
Ausdruck kommen, daß Renate die verschlossenen Türen der
Welt geöffnet hat, daß unser eigenes Leben in die Weite
der Botschaft vom Lastenausgleich und Rundlaufen der Welt einbezogen
ist. Der Betty-Tag ist Renate sei Dank mehr als ein persönliches
Fest, bei dem wir Herva mit Mosel und unsere Urlaubsdias genießen.
Ich lade Sie herzlich dazu ein, am Betty-Tag ruhig eine der vielen
Renate-Versammlungen aufzusuchen und mit den anderen fröhlich
zu feiern!
Renanata, Ihr Josef Jespen
fs / bä
---
Die Renatika sind nach vorheriger Einzahlung einer
Druck- und Versandkostenbeteiligung von € 4,50 auf das Konto
Kreatives Schreiben e.V.,
Kto-Nr. 11024513, bei der
BERLINER VOLKSBANK, BLZ 100 900 00;
Verwendungszweck: Renatika
zu bestellen bei
Andreas Baumann,
Streitstraße 48B,
13587 Berlin
(E-mail: [email protected])
...oder direkt zu kaufen im Buchladen St. Nikolai am Berliner Nikolaiviertel,
Spandauer Straße gegenüber dem Roten Rathaus
(E-mail: [email protected]).