DEZEMBER 01
 
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EXTRA

 

Und da es notwendig ist
Alle zitierten Textstellen aus:
Renatika (in zwei Bänden)
Privatverlag D´Arbrette, Spandau 2001
© Kreatives Schreiben e.V. und bei den AutorInnen

Sie nahm uns die Last!

Exklusiv!!! Weniger Bilder, mehr Text!

1. Die Monatslosung der Renatuther Brüderversammle für Dezember steht im 1. Nußmann-Brief an die Renatisten in Nordhausen:

„Und da es notwendig ist, müßt Ihr Euch an den Lastenausgleich in Renate halten, bis alles erfüllt ist und die Logistik endgültig aufgehoben ist.“
(1 Nuß 7,10)

Meine Töchter, liebe Brüder!
Wenn wir diese Worte Michael Wohlmeyers lesen, ist uns zumute wie Kindern, denen es verboten wird, aufs Eis zu gehen. Und wir hätten uns doch so gerne mit den anderen getummelt! Warum mahnt uns Michael nur so schrecklich tugendhaft, so eng? - Aber Michael, der Nußmann, meint es gar nicht tugendhaft eng. Er meint es ja nur gut. Wir hören das ja schon im ersten Vers des siebenten Kapitels: „Und nun sehet, meine Lieben, die Logistiker sind stillstehend.“ Er will nicht „mies machen“, sondern froh machen. Er will, daß wir im Lastenausgleich froh werden möchten. Darum sagt er: Ihr gehört doch zu Renate! Dann macht mit dem Lastentauschen ernst und lebt bis in die letzten Kleinigkeiten hinein als solche, die wirklich zu Renate gehören. Seid nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis Renatisten. Dann werdet ihr merken, was für eine schöne Sache der Lastentausch ist. Was habt ihr Renatisten doch alles, ruft Michael: Ihr seid Renate recht, steht in ihrem Licht, seid ihr Gefährt. Nun nehmt doch, gebraucht doch, was ihr habt!
Das kann nun wohl auch bedeuten, daß man sich dann von manchen Sachen, mitunter auch von bestimmten Menschen trennen muß. Nicht, daß wir wirklich besser wären als die Logistiker; wahrhaftig nicht. Aber wir gehören zu Renate, auf Renates Seite, und dann sollen wir auch im Lastenausgleich leben. Das kann zwar sehr verschieden und praktisch in jedem Fall anders aussehen, geht aber im Grunde stets nach dem gleichen Takt: Wo ich Renate mitnehmen kann, ohne fürchten zu müssen, sie in schlechte Gesellschaft zu bringen - in die Gesellschaft von Logistikern -, da gehe ich getrost hin. Umgekehrt: Wo ich weiß, hier würde Renate nicht mittun, da räume ich das Feld, und sollte auch das Gelächter der anderen hinter mir herschallen. Aber wir wissen ja „...auch die Zeit des Stillstands wird das große Ziel, alles Gewicht der Erde so zu verteilen, daß die Kugel rundläuft, ohne mich nicht verwirklichen“, sagt Renate (EvFrei 12,26).
Das ist das Geheimnis eines wahren Renatisten: Er lernt langsam sich mit dem Gefährt zu bewegen, das ihm in Renate gegeben worden ist. Dabei stellt er täglich mehr und zum Schluß mit lauter Freude fest, wie schön das Gefährt ist, wie gut es trägt. Wir geben uns dann auch Mühe, eine solche Kostbarkeit sonnabends mit den anderen an der Pumpe zu waschen und rein zu halten, gar nicht tugendhaft und eng, sondern weil wir uns über den Lastenausgleich freuen und weil wir unserer Renate Freude machen wollen:
Renate, laß mich fortfahren mit dem Gefährt in deinem Lastenausgleich!
Renanata!
Theodora Jänicke.


2.

Bekenntnis nach
Roger Teiler
Der Königin

Es ist eine Art Wunder
Es ist eine Art Wunder
Ein Wunder
Ein Traum, eine Seele, eine Last
Ein Ziel, ein goldener Gedanke an Morgen
Es ist eine Art Wunder
Ein schweres Gewicht, das einen Weg weist
Niemand von uns kann diesen Berg verladen.
Es ist eine Art Wunder
Es klingelt in deinem Kopf
Es geht ein Frachttor auf
Es ist eine Art Wunder
Wir warten nicht darauf
Der Tag wird Wunder bringen
Ist es eine Art Wunder?
Es ist eine Art Wunder.
Es kann nur Eine geben,
des Werk in tausend Jahren nicht erledigt scheint.
Schnell wird sie wieder gehen,
das Herz, das in mir brennt.
Ich höre von ihren Taten
Es ist eine Art Wunder
Es klingelt in deinem Kopf
Es geht ein Frachttor auf
Es ist eine Art Wunder
Es ist eine Art Wunder
Es kann nur eine geben
des Werk in tausend Jahren nicht erledigt scheint
aber es ist bald, es ist bald
es ist bald soweit
denn es ist eine Art Wunder
denn es kann nur eine geben,
des Werk in tausend Jahren nicht erledigt scheint,
es ist bald soweit
Wunder, eine Art Wunder
Es ist eine Art Wunder
Wunder, Wunder, Wunder, Wunder
Ein Wunder
Es ist eine Art Wunder.

3.

Sensationeller Fund- die Spandauer Notizen

Vor einigen Monaten fanden Bauroboter beim Ausheben eines Schachtes für das neue Paketliefersystem der Verwaltungleitzentrale Spandau ein folienumwickeltes, altes Paket. In einem Metallkasten hatte es offenbar Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte überdauert. Den bröckeligen Beton einer alten Wohnsiedlung, in dessen Mauern der Kasten eingebaut war, hatte es jedenfalls vergleichsweise unbeschadet überlebt. Es wurde sofort dem archäologischen Institut in Berlin übergeben, die aber nach einer ersten Sichtung des Inhalts und einer Altersbestimmung sofort überall in Deutschland nach renatikischen Experten verlangten.
Man hatte ein Notizbuch aus der Zeit um das Jahr 2000 entdeckt. Wesentlicher als das Notizbuch erschienen jedoch einige gefaltete Seiten Papier, die in das Buch gelegt waren. Durch das verwitterte Außenblatt ließen sich deutlich Wörter wie Renate, Gefährt und Weste erkennen. Man traute sich jedoch zuerst nicht, die Seiten auseinanderzufalten, weil sie schon bei der geringsten Berührung zerfielen. Man stellte zuerst von der Außenseite ein Negativ her, um über den weiteren Inhalt Klarheit zu gewinnen. Außerdem konnte man so vielleicht Seite für Seite den Inhalt der Papiere retten, wenn schon nicht die Seiten selbst.
Wir zeigen ihnen hier den kompletten hergestellten Text der ersten Seite. Er ist handschriftlich verfaßt und trägt das Datum 30.4.2001.

[ Habe von Renate geträumt ----- letzten Tage / waren wohl ----- viel. Sie zog mir eine Weste / an. Mein Magen -------- und mir ist schlecht. / Hoffe nicht auf Dröseligk-------- weiß nicht, / ob ich heute wieder zu ------ gehen soll. / Renate ------- vieles getan. Ich / denke ------, wie es vor zwei Tagen im / Supermarkt ------- mir noch Zeit. / Frank hat mich -------. Belaste dich / nicht, hat er gesagt. Es / ist sehr laut, --------- in Berlin. Aber heute / ----------------------------------------------iger. Ein / Gefährt müßte ma------ wie Renate, / ich habe -------zugenommen, / kann ------ nicht jemand tragen? / Nein, ich gehe ------erde von Renate hören. / Schlafe noch ------ bißchen.]

Die fehlende Zeile und sonstige Lücken entstanden durch die Faltung des Blattes und sind nicht mehr zu rekonstruieren.

Eine erste Stellungnahme von Dr. Gabriel Neidhammer, Experte für Renatistengeschichte.

„Nun, auf den ersten Blick erscheint alles sensationell. Eine Schilderung Renates aus erster Hand, etwa einen Monat vor ihrem Tod. Und viele uns bekannte Anklänge, Supermarkt, Berlin, Frank (vielleicht sogar Frank Sorglos?) sind vorhanden. Auf den ersten Blick ein seltener Glücksfund. Genauer betrachtet ist jedoch Vorsicht geboten. Der Verfasser oder die Verfasserin erzählt von einem Traum. Also hat sie vielleicht Renate gar nicht getroffen. Der Verweis auf den Supermarkt. Kann es bedeuten, daß der Verfasser vielleicht eine Art Supermarktrede gehört hat? Vieles widerspricht jahrzehntelanger Forschergewißheit. Daß Renate nicht bereits einen Monat vor dem Nußmannkonzert in Berlin gewesen sein soll, daß Frank Sorglos Renate wahrscheinlich nicht begleitet hat, wenn er sie bestimmt auch kannte.
Bevor wir nicht weitere Kenntnis über den Rest der Seiten haben, können wir noch keine dramatischen Schlußfolgerungen ziehen. Auch über den Verfasser besteht noch Unklarheit. Ich möchte vor eiligen Meinungen warnen. Wir haben bereits einige alte Zeugnisse aus Renates Zeit gefunden, die uns zwar zeigen, daß Renate gelebt hat und sie bekannt war, bei keinem dieser Funde war jedoch bisher zu belegen, daß es sich um Schilderungen aus erster Hand handele. Davon auszugehen, hier handele es sich nicht nur um einen zeitgeschichtlich wertvollen Fund, sondern auch eine Sensation, was Renate selbst betrifft, ist noch mit keiner Silbe gerechtfertigt. Alles weitere wird sich zeigen.“

4.

was morgen kommt, wer weiß es?
was bringt das nächste Jahr? wer weiß?
vielleicht sind wir unbeschwert,
im schlechten Fall auch schwer belastet.
ein leichter Start, wer weiß es?

einen guten Rutsch ins nächste Jahr 2402!
wünschen
Prof. Frank Sorge u. Justus Jonas-Erpelfuß
und die vielen weiteren Beteiligten an den
Renate-Beiträgen bei ceryx.