DEZEMBER
2002

 
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Renate: Sie trug meine Last
Alle zitierten Textstellen aus:
Renatika (in zwei Bänden)
Privatverlag D´Arbrette, Spandau 2001
© Kreatives Schreiben e.V. und bei den AutorInnen

1. Die Monatslosung der Renatuther Brüderversammle für Dezember 2402 steht im zehnten Kapitel des Franken Evangeliums der Renate:

Sie [Renate] trug meine Last wie die Lasten aller anderen
und ewige Dankbarkeit ließ mich in den Zeiten des Stillstandes ihre Geschichte aufnehmen,
so daß alle hören können, wie viel wir an ihr gehabt,
wie viel wir mit ihr verloren und wie viel von ihr noch in uns ist.

(EvFrank 10,15.16)


Renanata!

In unserer Zeit ist viel vom Suchen und Fragen die Rede und wenig vom Bleiben. Der Evangelist aber besteht darauf, daß es wichtig ist, in der einmal erkannten Wahrheit zu bleiben. Darum schreibt er sein Evangelium und empfiehlt, sich durch dieses messen und belehren zu lassen. Er begründet dies recht nüchtern. Mit keinem Wort weckt er die Neugier auf esoterische Geheimnisse. Es ist nur von Dankbarkeit und dem Nutzen seiner Schrift die Rede. Damit werden wir genau an der empfindlichen Stelle berührt, nämlich bei dem mehr oder minder leisen Zweifel, ob es sich denn lohne, täglich einen Abschnitt aus den Renatika zu lesen. Die Antwort ist eindeutig: Es lohnt sich! Das Wort „Geschichte“ umfaßt hier die ganze Lehre vom Lastenausgleich. Und die Renatika nützen uns dazu, zu erkennen, ob wir mit unserer Art, den Lastentausch zu praktizieren, auf dem rechten Wege sind. In einer Zeit, die bei allem sofort fragt: „Was nützt es mir?“, bekommen wir eine klare Antwort: Du brauchst die Renatika! In ihnen spricht Renate mit dir! Sie bringen dich zurecht. Sie bessern dich. Sie erziehen dich zum besseren Lastenausgleich.

In jedem Jahr erscheint der sogenannte Renatuther Kalender als Abreißkalender für die Wand. Hier finden sich die Losungen der Renatuther Brüderversammle für jeden Tag. Auch in meiner Küche hängt in jedem Jahr ein solcher Kalender. Von diesen Worten aus den Renatika lebe ich. Tag für Tag reiße ich einen Zettel davon ab. Wie der Vorrat an Zetteln abnimmt und der Kalender dünner wird, so schwinden auch mir meine Tage. Aber so bleibt mir täglich das Wort Renates gegenwärtig. Ich greife nach meinem Kalender und ziehe am Blatt des Tages. Meine Augen gehen über die Zeilen hin: ein Renatika-Wort, die Besinnung, die mich in die Andacht leitet. Manchmal ist es fast etwas Mechanisches, ein Stück alltägliches Morgenritual. Wie das Waschen und die Frühnachrichten. Aber das ist nichts Schlimmes. Wir Menschen brauchen Rituale. Sie helfen uns bei unserem Leben. Ich lade Sie ein, selbst solches zu versuchen. Und so ist es auch immer eine neue Übung, zu sehen, wie viel wir an Renate hatten, wie viel wir mit ihrem Tode verloren haben und wie viel von ihr dennoch in uns ist, damit wir wissen, von wem wir es gelernt haben. Ja, meine Töchter, liebe Brüder, wer die Renatika kennt, den können sie wahrhaft weise machen. Wäre es nicht schön, wenn auch Sie durch das kommende Jahr mit solch einem Kalender Begleitung und Halt erfahren?

Das wünscht Ihnen Ihre Dr. Franziska Stikmik, Basel.


2. Ohne korrekte Philologie geht es nicht!

Unsre Leserin Bärbel Poußfarine übermittelte der Ceryx-Renate-Redaktion eine Anfrage, deren Beantwortung wir als wissenschaftlich tätige Renatisten wegen des allgemein gültigen Interesses hier wiedergeben möchten.

Frau Poußfarine entdeckte in einem Elendsviertel in Berlin-Tempelhof eine in der Tat kurze Straße, an deren einem Ende sich nebenstehendes Straßenschild befindet. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, daß normalerweise nur große Magistralen nach Renate benannt sind, ging ihre Anfrage dahingehend, ob diese Straße ebenfalls nach unserer großen Renate benannt sei.
Nun ließe sich auf Grund philologischer Erwägungen vermuten, daß es sich um eine Renate handle, die mit Nachnamen Privat geheißen habe - also ein Name, den unsere Renate niemals trug! Über eine Frau mit Namen Renate Privat existieren jedoch keinerlei Unterlagen; und auch in den Gesetz- und Verordnungsblättern (sofern sich diese erhalten haben) des ehemaligen Berliner Stadtbezirks ist darüber nichts enthalten.

Nun ist die Tatsache, daß am anderen Ende das Straßenschild wie nebenstehend lautet, sehr aufschlußreich. Hierin zeigt sich, daß eine korrekte Philologie für alle Zeiten von extremer Bedeutung ist. An dieser korrekten Schreibweise mit zwei Bindestrichen wird deutlich, daß die Straße in der Tat nach unserer Renate benannt worden ist. Gerade durch die Tatsache, daß normalerweise nur Magistralen ihren Namen nach Renate Stichmich tragen, wurde die Straße als eine private Renatestraße ausgewiesen.

Liebe Frau Poußfarine - und alle anderen interessierte Leser -, es handelt sich hierbei wirklich um eine nach Renate benannte Straße. Da wir diese bemerkenswerte Situation der teilweisen falschen Schreibweise auf offiziellen Straßenschildern für sehr beachtenswert halten, haben wir uns hier für die öffentliche Beantwortung der bei Ceryx eingegangenen Fragestellung entschieden.

Wir bitten um Beachtung der Tatsache, daß unser Autorenkollektiv normalerweise Anfragen lediglich in persönlichen Mails zu beantworten pflegen.

3. In eigener Sache

Liebe Leser und Leserinnen der Renate-Beiträge auf Ceryx!

Da Herr Prof. Frank Soge aus arbeitstechischen Gründen nicht zur Verfügung steht und Herr Dr. Justus Jonas-Erpelfuß leider für längere Zeit aus gesundheitlichen Gründen verhindert ist, zeichnet für den diesmonatigen Renate-Ceryx-Beitrag Frau Dr. Christiane Schwäblemayer alleinverantwortlich.

Nichtsdestotrotz wünschen Ihnen alle an den Renate-Seiten in den letzten Monaten Beteiligten ein erfolgreiches und lastenarmes Jahr 2403!

Ihr Renate-Ceryx-Team

fs / bä

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