JUNI
2002

 
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Hinreißend verschroben: "Elling"
"Elling"
Peter Naess
Norwegen 2001

Der norwegische Film "Elling" ist ein Film über Verrücktheiten und die Frage, wie man damit fertig wird. Aber er sagt auch, daß ein gewisses Maß an Verrücktheit gar nicht so schlecht ist.

Bis Ende dreißig hat Elling mit seiner Mutter völlig abgeschirmt von der Außenwelt gelebt. Als sie stirbt, steckt der norwegische Staat den verstörten Elling in eine psychiatrische Anstalt, wo er den "Gorilla" Kjell Bjarne kennen lernt, ein gutmütiger Kerl, der sich nie wäscht und nur an Frauen und Essen denkt. Nach zwei Jahren werden die beiden in die Wirklichkeit entlassen und beziehen gemeinsam eine Sozialwohnung. Anfangs weigert sich Elling hartnäckig, seine vier Wände zu verlassen: Wozu nach draußen gehen, wenn man so ein schönes neues Heim hat? Für Elling, den schon ein klingelndes Telefon aus der Bahn wirft, kommt der Gang zum Supermarkt einem Horrortrip gleich. Auf Schritt und Tritt verfolgen ihn draußen seine zwei ärgsten Feinde: die Angst und das Schwindelgefühl.

Doch dank des starken Riesenbabys Kjell Bjarne lernt Elling, seine Ängste zu überwinden. Als Untergrund-Dichter und Sauerkraut-Poet schafft er sich schließlich eine neue Identität. Dank Elling wiederum traut sich Kjell Bjarne, zu seiner großen Liebe zu stehen.

"Elling" ist hinreißend originell und wirklich komisch. Man lacht über die Verschrobenheiten der beiden Protagonisten, ohne sich jedoch über sie lustig zu machen: Elling und Kjell Bjarne sind Helden auf ihre Art. Mit der Realität hat der Film wahrscheinlich nicht allzu viel zu tun; dafür ist er zu optimistisch. Aber genau deswegen hinterläßt das Ende ein gutes Gefühl im Bauch - und das ist doch auch viel wert.

aw