FEBRUAR
2003

 
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Un-Vergessene afrikanische Revolutionäre: Frantz Fanon

Frantz Fanon
(1925 - 1961)

Frantz Fanon wurde1925 auf Martinique geboren. Seine Vorfahren waren Sklaven aus Afrika. Sie wurden in die Karibik gebracht, um dort auf Zuckerplantagen zu arbeiten. Während des Zweiten Weltkrieges war Fanon Soldat der freien französischen Streitkräfte und kämpfte gegen Unterstützer der Vichy-Regierung in den Kolonien. Nach dem Krieg studierte er in Paris und Lyon Medizin und Psychiatrie. Wie sein Zeitgenosse Che Guevara kam er als Arzt zu seiner revolutionären Laufbahn in einem fremden Land (Algerien). Schon sehr früh verfasste Fanon revolutionäre Schriften. Sein erstes großes Werk trug den Titel: „Black sin, white masks“ (1952) . Das Buch hatte sehr grossen Einfluss auf Menschenrechts- und Antikolonialbewegungen. Im Jahre 1952 gründete er Afrikas erste psychiatrische Klinik in Algerien. 1954 trat er der FLN bei und kämpfte gegen die französische Kolonialmacht. Während des Krieges besuchte Fanon zahlreiche Guerillacamps in Afrika (z.B. in Mali oder Sahara). 1959 wurde er bei Kämpfen schwer verletzt. Nach seiner Genesung arbeitete er als Botschafter der provisorischen Regierung Algeriens in Ghana. Als Marxist glaubte Fanon, dass ein postkoloniales Afrika, in dem die weiße Bourgeoisie durch eine schwarze Bourgeoisie ersetzt würde, im totalen Chaos enden werde. Die neue schwarze Oberschicht wäre von den Europäern ausgebildet worden und hätte die Unterdrückungspolitik fortgesetzt. Als die eines politischen Denkers fanden Fanons Ideen in der ganzen Welt sehr große Verbreitung. Die Kommunistische Partei als das führende Organ der Revolution, wie es in China war, entsprach nicht Fanons Standpunkt, allein durch den Kampf würde die kommunistische Partei zu Größe finden. Fanon vertrat die Meinung, dass nur die Revolution, in ihrer brutalsten und gewalttätigsten Form, die koloniale und kulturelle Unterdrückung der Dritten Welt beenden könne:

"Violence is a cleansing force. It frees the native from his inferiority complex and from his despair and inaction; it makes him fearless and restores his self-respect." ("Gewalt ist eine reinigende Kraft. Sie befreit den Eingeborenen von seinem Unterlegenheitskomplex, von seiner Verzweiflung und Handlungsunfähigkeit; sie macht ihn furchtlos und gibt ihm seine Selbstachtung zurück.")

Im Jahre 1960 erkrankte Fanon bei einer 1.200-Meilen-Expedition von Mali nach Algerien an Leukämie. Am 21 Dezember 1961 starb er in Washington D.C., ohne das Ende des Algerienkriegs miterlebt zu haben. Im gleichen Jahr erschien das Buch „Die Verdammten der Erde“ von Fanon. Dieses Werk beleuchtet die Gewalt des Algerienkrieges, seine Reflexionen über Rassismus und Wahnsinn sind Prophezeiung und Wegweiser. Oft wurde das Werk auch als „das Kommunistische Manifest der antikolonialen Revolution“ bezeichnet. Fanons Voraussagen und Warnungen für die postkoloniale Zeit sind auf erschütternde Weise bestätigt worden, nicht nur in Algerien.

"Europäer, schlagt dieses Buch auf, dringt in es ein! Habt den Mut, es zu lesen, weil es euch beschämen wird ..." (Jean-Paul Sartre, 1962)

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